Re: fingerübungen / schnelligkeits- / krafttraining


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Beitrag von burke vom März 07. 2005 um 23:54:13:

Als Antwort zu: Re: fingerübungen / schnelligkeits- / krafttraining geschrieben von rolli am März 06. 2005 um 19:45:28:

Hallo,

Mein Tipp für all Deine Probleme lautet:
Locker bleiben


...dem pflichte ich vom Grundsatz her bei; das Gegenteil von Lockerheit ist ja Verkrampftheit, und das führt niemanden weiter. So weit d'Accord. Aber ein aaaber sei mir erlaubt. Nachher jedenfalls.

niemals zuviel Kraft aufwenden
Stimmt; Kraft zu haben ist nicht schlecht, denn dann kann man sie lockerer dosieren (siehe Jacuzzis Michael)

sparsame Bewegungen
Ein Grundprinzip für motorische Rationalisierung (die man ab einem gewissen Tempo braucht)

und immer alles sehr laaaaaangsam üben. Das Tempo kommt von allein!

*kawumm* ;-)

Das halte ich für eine grundsätzliche Fehlanschauung, die vor allem bei E-Gitarristen weit verbreitet ist (es gibt ja dieses denkwürdige Zitat, war es Joe Satriani?, daß Geschwindigkeit ja nur eine Nebenprodukt/ eine Begleiterscheinung [oder how the f**ck übersetzt man hier "Byproduct"] der Präzision sei).

Wenn man Phrasing, Spieltechniken (Vibrato, Bendings, Hammer-On, Pull-Offs, Slides, Rakes bla bla bla) aufbauen oder/ und üben will, gerne. Aber um GESCHWINDIGKEIT zu üben, muß man auf GESCHWINDIGKEIT hin trainieren (das bekommt jeder Instrumentalist im klassischen Sektor beigebracht). Wenn man ein Lick sehr schnell spielt, tut man das anders, als wenn man es langsam spielen würde. Zwischen Gehirn und Fingergliedern (motorischem Impuls in der "Steuerzentrale" und der letztendlichen Ausführung von Bewegungen durch Muskelgruppen) geschehen, abhängig von der Geschwindigkeit, unterschiedliche Prozesse. Wenn man "in der Art" übt, in der man langsam ein Lick spielt, stößt man auf eine Schwelle, ab der es erst mal nicht weiter zu gehen scheint (und an der man verzweifeln kann). Hier hilft es nicht mehr, das Metronom immer einen Zähler schneller zu stellen, sondern es bringt uU mehr, etwas "schlampiger", aber schneller zu üben, dann graduell runterzugehen, bis man im motorischen Ablauf die Sauberkeit/ Präzision optimiert. Ein Herangehen von der anderen Seite. Übrigens, jeder hat hier sein persönliches, individuelles Limit. Und es fällt auch unterschiedlich schwer, solche Plateaus zu überwinden.

So regt man das Nervensystem zu Wachstum von neuen Leitungen an - der Mediziner nennt das "Bahnung". Hier passiert neurophysiologisch, also körperlich meßbar, eine Veränderung. Ein effektives Training beinhaltet, nach schwieriger motorischer (Um-) Orientierung eine Pause einzulegen, damit sich das motorische Gedächtnis (das es gibt und mit dem man reflexartige Bewegungen trainieren kann - wer kennt das nicht, das Bierglas kippt vom angestoßenen Tisch und man grapscht zu und mit Übung fängt man es auf, bevor man sich überhaupt dessen bewußt wird, daß man aktiv handelt) entwickeln kann. Der Komplex "abtrainieren von Fehlern" gehört auch hier hin, und das ist anstrengend.

Das Thema ist recht komplex, allerdings braucht man nicht unbedingt die Theorie dazu zu studieren. Denn es gibt einen "einfacheren" Weg:

Am besten einen guten Lehrer hinzuziehen!
An dieser Stelle sind wir wieder einer Meinung; ein guter Lehrer wird Förderkonzepte entwickeln, wo diese gewünscht sind und effektiv zum Ziel führen bzw. den Schüler dabei begleiten.

So, das soll fürs erste reichen; und bitte bitte keine Diskussion, ob man schnell spielen können muß, um "gut" zu sein. Oder ob Geschwindigkeit noch Feeling zuläßt (mein persönlicher Tip zur Studie dieses Sachverhalts: Stanislav Bunin spielt Chopin; da gibt es eine Live-Aufnahme von einem Wettbewerb, himmlisch) ... der Themenkomplex führt schnell zu kriegerischen Auseinandersetzungen ;-).

Gruß
burke


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