Re: (Technik) Selberbau von Röhrenverstärker


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Beitrag von Tom(2) vom Dezember 04. 2004 um 12:43:04:

Als Antwort zu: Re: (Technik) Selberbau von Röhrenverstärker geschrieben von Christian G. am Dezember 03. 2004 um 16:58:27:

Da die Transistor Amps gegen die Lautstärke nicht durchkommen. Ich meine ich hatte das schon länger vor mir nen Röhrenamp zu besorgen.

Hi Christian,

jetzt muss ich mich auch mal reinhängen.

Ein Verstärker *verstärkt* das Gitarrensignal - mit welcher Technologie er das macht, ist erstmal zweitrangig. Aus den Kommentaren zur Session entnehme ich, dass Dein Amp keineswegs Schwierigkeiten hatte *lautstärkemässig* mitzuhalten - aber Dein Sound war offenbar nicht durchsetzungsfähig.
Jetzt ist eine AS Session auch eher eine Ausnahmesituation, wo vier oder mehr Gitarristen sich die Bühne und das Frequenzspektrum teilen.

In einer normalen Band ist es so, dass jedem Instrument mehr oder weniger ein Bereich der Frequenzen zugeordnet ist, sodass im optimalen Fall wenn alle gleichzeitig spielen, jeder gut verortbar im Sound ist.
Dabei spielt "gut" klingen erstmal gar keine Rolle, sondern einfach nur, ob es keine Überlagerung/Auslöschung der Frequenzen und Töne gibt.

Vielleicht hast Du auch schon mal gemerkt, dass der Gitarrensound, der Dir am besten gefällt, wenn Du Deinen Amp alleine im Proberaum spielst, garnicht mehr so gut klingt, wenn die ganze Band dabei ist. MIr geht das jedenfalls fast immer so. Wenn ich meinen Bandsound alleine höre, fehlt mir immer was, meistens im Bereich der Tiefmitten. "Mein" Sound hat eine starke Betonung der Mitten, was aber, sobald Gesang und Bass das Spektum nach oben und unten abrunden, tatsächlich "rund" klingt (im Bandkontext).

Meiner Meinung nach solltest Du Dir und Deine Mitmusiker mal genau zuhören, und versuchen, eine Verteilung der einzelnen Instrumete über das Frequenzspektrum zu finden. Platt gesagt, der Bass bedient die tiefen Frequenzen, und braucht für den Bandsound nicht sonderlich brilliant zu klingen. Gitarre und Gesang tummeln sich im mittleren Bereich, hier muss man ziemlich genau hinhören, welche Frequenzanhebung oder Absenkung dem jeweiligen Instrument/Stimme zu mehr Durchsetzung verhilft. Schlagzeug lasse ich mal aussen vor. Wobei, das Schlagzeug gibt im Prinzip das Level der Lautstärke vor. Die *Durchsetzung* der anderen Instrumente im Bandsound hängt dann tatsächlich weniger von der Lautstärke der einzelnen Instrumente ab, als eben von der Klangregelung. Ein Fehler den viele (auch erfahrene) Leute machen, ist, mangelnde Durchsetzung mit Lautstärke zu kompensieren - ein Phänomen, das gerade bei AS Sessions immer wieder zu beobachten ist. :-)

Die Sache mit den Röhrenamps ist nun, dass sie im Gegensatz zu nem Transistoramp, filigraner auf den Input von der Gitarre reagieren, und quasi ein weiteres "spielendes" Element in der Klangkette sind. Dabei sind dann zig Faktoren, wie verwendete Röhren, Speaker etc pp zu berücksichtigen, und das Ganze kann eine Obsession werden, über die man gerne das eigentlich wichtige, sein eigenes Spiel und Können, vergisst.

So wie ich das sehe, ist Dein Problem im Moment noch weit weit vor der Überlegung/Anschaffung eines besseren Amps angesiedelt. Du musst erstmal ein Gespür/Gehör für Deinen Gitarrensound entwickeln (da müssen wir alle durch), und vor allem BANDDIENLICH hören/spielen/klingen, es sei denn, Du möchtest als autistischer Solofrickler im stillen (lauten) Kämmerlein enden.

Ob Dein Sessioneinstand in die Hose gegangen ist, kann ich nicht beurteilen, weil ich war ja nicht dabei. Aus meinen Sessionerfahrungen kann ich aber sagen, dass es immer Leute gibt, die gnadenlos laut UND durchsetzungsfähig und teilweise völlig an der Grösse der Bühne/Location vorbei spielen.
In den meisten Fällen ist aber so, dass sie unglaublich gut spielen, sodass meistens die übrigen Anwesenden in Ehrfurcht erstarren, und zuhören (wobei sie meistens selbst auch spielen, sich aber vielleicht garnicht mehr hören, es aber in dem Moment garnicht so schlimm finden). Aber, und das ist ein grosses aber, das dauert vielleicht mal ein, zwei Soloparts lang während eines Songs, und dann wird auch wieder etwas dampf rausgenommen, und "Platz" für jemand anderes gelassen.

Angenommen, jemand spielt nun gnadenlos laut, aber keineswegs toll und auch noch andauernd, dann *könnte* das leicht nerven, stelle ich mir vor.

Was mir dabei ein Rätsel ist, wie autistisch muss man sein, um das nicht zu merken? So wie ich die Aussensaiter kenne, wird keiner den Buhmann spielen und sich das Recht herausnehmen zu kommen und zu sagen, "heh, Du nervst". Aber ich denke, man sendet genug Signale, die in diese Richtung gehen...?

Anyway. Meine eigentlich Intention mit diesem Post ist: Kauf Dir erstmal keinen neuen Amp, sondern setze Dich mal mit Dir, Deiner Band und Deiner Klangregelung auseinander und lerne, mal auf Deine Mitmusiker zu "hören", dann kommst Du schneller ans Ziel, als mit einer neuen "Waffe" am Start.

gruss
Tom


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