Re: Fender Deluxe Reverb und Röhren


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Beitrag von ferdi vom April 13. 2004 um 11:01:38:

Als Antwort zu: Re: Fender Deluxe Reverb und Röhren geschrieben von Benne am April 13. 2004 um 10:06:20:

Hi,

dass das Doping bzw dessen Abwesenheit in Zusammenhang mit der Kompression steht, ist nicht ganz korrekt.

Vielmehr ist es so, dass ein ungedopter Speaker ab einem gewissen Input "außer Kontrolle" geraten kann, weil der besonders bewegliche Teil, der Membranrand, durch "Aufschaukeln" quasi eigenmächtig irgendwelche Frequenzen entwickelt und Tone widergibt, die mit der wiederzugebenden Frequenz nichts zu tun haben. Das nennt man "cone cry". Je höher die gespielten Töne, und je heftiger der Pegel, desto eher passiert dies.

Dass Mikes ungedopte Speaker keinerlei dieser ungewünschten Töne von sich geben, verwundert mich wenig. Es ist eher so, dass zB Eminence und Celestion aus Angst viel zu viel und viel zu dick dopen. Jeder kennt von Celestions diesen dicken, gummiartig beschichteten Rand. Die Lebhaftigkeit der Speaker bei Cleansounds leidet hörbar unter dem Doping. Wer möchte, kann mit etwas Aceton und einem Lappen unter vorsichtigen, das Papier schonenden Bewegungen das Doping verringern.

Meine 12F und 12A150 sind alle "medium doped". Ich biete ihnen brüllende Lautstärke und hendrix-artig schwer verzerrte Sounds, und liebe sie abgöttisch (merkt man ja wohl).

Speaker mit gewölbter Membran (JBL, EV Kendrick) werden grundsätzlich nicht gedoped.



Die Kompression hingegen entsteht durch die Interaktion zwischen Schwingspule und AlNiCo-Magnet. Sie tritt, als Faustformel, ab 2/3 der Nennbelastbarkeit des Speakers auf. Deutlich hörbar jenseits der 3/4-Auslastung, würde ich sagen. Deshalb habe ich für meinen meist mit 30W gefahrenen Twin zwei 25-Watter bestellt. Voll aufgedreht, beginnt die Kompression mitzuarbeiten, weil jedem 25-Watter gute 15W geboten werden. Das ist schon ganz schön laut!

In meinem H&K Tube 20 hatte ich einen 12A100, ungerillte Membran (siehe unten) und 15W Belastbarkeit. Voll aufgedreht ein BOMBENSOUND, leider zu leise. Unter 25-30W werde ich nicht glücklich.

Hinzu kommt die Membranverzerrung aks klangformendes Mittel. Je dünner die Membran, desto musikalischer ist dies. Es bereichert die Cleansounds mehr als es sie stört, würde ich sagen, eine Ausnahme sind die "O"-Membranen. Diese sind ungerillt und kaum zu verzerrungsfreier Wiedergabe in der Lage. Der typische Tweed-Sound ist wesentlich durch die ungerillten Membranen geprägt. Ich hatte so einen in meinem Tube 20. Gott, fand ich den "Rockdriver Vintage" scheiße :o)


Wenn du für möglichst "fendrigen" Sound einen einzelnen 12er in deinen Deluxe setzen willst und mit Kompression arbeiten willst, dann nimmst du einen 12A150 in 25W. Noch wärmer klingt der 50-Watter, aber die Kompression tritt wegen der anderen Schwingspule später ein.

Willst du maximale Power, brauchst du einen 150er (= eineinhalbzöllige Schwingfspule. DFie Länge der Scvhwingspule bestimmt indirekt den maximalen Hub des Speakers). Da würde ich zu raten.

Willst du frühestmöglichen Dreck im Sound, nimm einen 25W 12A150-O (ungerillte Membran). Willst du die Höhen betonen, einen 12A150-T oder -W. Der 12A150-A hat die Membran nicht aus einen Stück, sondern geklebt. Das ist in etwa der Speaker, den Fender für seine 57er Tweed Twins nimmt. Sie haben etwas weniger Mitten und einen Hauch mehr Brillianz. Für den wärmstmöglichen Sound den einfachen 12A150. Das ganze mit etwas dickerer, britischer Membran heißt 12A150-B. Der hat etwas weniger Tiefbass aber mehr obere Mitten. Britisch halt. Für britischen Sound darf man aber durchaus auch in Richtung Celestion schielen, der G12H-30 hat einen hervorragenden Ruf. Gibt's aber auch von... na lassen wir das :o)

Und für maximalen Punch und minimale Kompression den 12F150, mit Keramikmagnet. Wenn dir der Kompressionsgrad der Endstufe ausreicht, nimm den, kostet auch die Hälfte. Insgesamt etwas knalliger, tightere Bässe, straffere Höhen. Klingt gut.

So, mehr weiß ich nicht.

cu, ferdi


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