Re: (Amps) Zerrverhalten von Röhren (was in welche Schublade?)


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Beitrag von Ingo Z. vom Februar 02. 2004 um 19:58:18:

Als Antwort zu: (Amps) Zerrverhalten von Röhren (was in welche Schublade?) geschrieben von Oliver am Februar 02. 2004 um 11:43:07:

Hai auch !

Ich finde die Beschreibung des Zerrverhaltens der Röhrenverstärker sehr treffend ! Gefällt mir !
Allerdings wird man es nicht schaffen, die extreme Vielfalt in Schubladen zu packen. Wie man Verzerrung empfindet, hängt auch vom "Klang" ab, also davon, in welchem Verhältnis grob gesagt Tiefen-Mitten-Höhen verstärkt werden.
Außerdem ist das, was man bei Gitarrenverstärkern als "clean" bezeichnet, meist schon ziemlich verzerrt im Vergleich zu HIFI.

Genauso müßig ist es, von vornherein zu sagen "Die Röhre 12AX7 von Hersteller sowieso klingt so und so..." Wie sich eine Röhre auf den Klang auswirkt, hängt vor allem von der Schaltung des Verstärkers ab und davon, in welcher Stufe sich die Röhre befindet.
An dieser Stelle müßte man mehr über Verstärkertechnik schreiben, aber es ist ein himmelweiter Unterschied, ob z.B. die Endstufe mit oder ohne bzw. nur schwacher Gegenkopplung arbeitet. Wenn ein Verstärker mit Gegenkopplung arbeitet, wirken sich klanglich relevante Eigenschaften der Bauteile weit weniger aus als ohne Gegenkopplung. So wird dann aus einer braven, cleanen EL84-HIFI-Gegentaktstufe ein bösartig zerrender und mittenbetonender Gitarrenverstärker, obwohl nur eine Lötbrücke geöffnet wurde...
Die 12AX7=ECC83 in einer Phasendrehstufe zur Ansteuerung der Endröhren oder in einem Katodenfolger-Treiber wird nicht oder nur sehr wenig "klingen", heißt: maßgeblich den sound beeinflussen. Dieselbe Röhre in die Vorstufe (Eingangsstufe) gesteckt, tut es sehr wohl !

Was ich damit sagen will: Sicher kann man eine grobe Einteilung verschiedener Röhrentypen geben, man muß dann aber dazu sagen, WO im Verstärker die zu vergleichenden Röhren eingesetzt sind: Vorstufe, OD-Stufe ? In der Eingangsstufe klingt für mich subjektiv z.B. eine 12AX7 von Mullard "glasiger"=höhenbetonter als eine ECC83 von TFK/JJ oder RWN.

Wie sieht es mit der Endstufe aus ?
Eine klassische Gegentakt-Endstufe mit 6L6 klingt mittenbetonter und ist zerrfreudiger als dieselbe Endstufe mit EL34, die neutraler und mit mehr Höhen daherkommt. AAber: Bei der Ultralinearschaltung ist davon kaum noch was zu bemerken, erst recht nicht, wenn die Röhren als Triode geschaltet werden...
Eine EL84-Endstufe klingt ohne Gegenkopplung tendentiell "glasig", mehr noch als EL34, aber in einem HIFI-Verstärker absolut neutral...

Gruß Ingo Z.


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