(Now Panic) Abmahnung


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Beitrag von Friedlieb vom Mai 08. 2003 um 23:26:12:

Hallo zusammen,

wie fang ich an? In meiner Erinnerung gibt es keine Situation, in der mir das Schreiben eines Beitrags so schwer gefallen wäre wie jetzt. Mal hinsetzen. Luft holen.

Große Scheiße passiert: ich habe heute eine Abmahnung von einer Rechtsanwaltskanzlei bekommen. Mit enger Frist und strafbewehrter Unterlasungserklärung. Der Mandant der Kanzlei ist eine Firma. Diese Firma hat Rechte an einer bestimmten Abbildung, die in abgewandelter Form auf aussensaiter.de zu sehen war. Jetzt nicht mehr zu sehen ist.

Ich werde hier weder den genauen Streitgegenstand noch den Namen der Anwaltskanzlei noch den Namen des Rechteinhabers ausbreiten, allein schon damit nicht irgendeine unbedachte Äußerung im Forum gleich eine weitere Abmahnung wegen Beleidigung oder Herabwürdigung mit sich zieht.

Es geht um viel Geld, welches ich (der ich ja schließlich im rechtlichen Sinne für alles was auf aussensaiter.de passiert verantwortlich bin) zahlen muß, um einen Rechtsstreit zu vermeiden. Knapp 1500 Euro. Zahle ich nicht, zieht die Gegenpartei vor Gericht. Unsere Chancen, den Rechtsstreit zu gewinnen, sind etwas größer als Null. Denn die Vorwürfe der unberechtigten Verwendung von urheberrechtlich geschütztem Material sind unter Umständen nicht vollständig haltbar. Man weiß aber nie vorher, wie ein Gericht entscheiden wird. Sagen gute Anwälte auch immer wieder.

Würden wir vor Gericht verlieren, so könnte man mit 3500 Euro Kosten rechnen, oder mehr. Nicht viel weniger.

Ich sehe nur zwei Möglichkeiten:

(a) Ich unterzeichne die Unterlassungserklärung bis Anfang nächster Woche und schicke sie ab. Dann müßten die 1500 Euro überwiesen werden. Die ich nicht habe.

(b) Es findet sich noch an diesem Wochenende ein Anwalt, der sich der Sache annimmt, die Rechtslage prüft und unsere Chancen für gut hält und uns dann für gar kein oder für sehrsehr kleines Geld vor Gericht zu vetreten bereit ist. Dann hätten wir immer noch das Risiko, vor Gericht zu verlieren, aber man könnte es drauf ankommen lassen. Im Unterlegensfall wäre dann natürlich trotzdem irgendwas in der Größenordnung um die 2500 Euro fällig.

Ob ich das für ungerecht halte oder nicht (andere Formulierungen verkneife ich mir jetzt), spielt dabei keine Rolle. Ich kann meine Rechtsauffassung nur dann vortragen und ein Gericht wird mich nur dann anhören, wenn ein Anwalt dabei ist. So es aber zu einer Verhandlung kommt, sind unabhängig vom Ausgang Gerichtskosten und Anwaltskosten zu tragen, ganz zu schweigen vom Streitgegenstand selbst.


In einer ersten telefonischen Einschätzung hat Pepe Jochen gegenüber die Ansicht vertreten, daß man um die Zahlung der 1500 Euro wohl nicht herumkommt, wenn man kein noch höheres Risiko eingehen will - bitte korrigiert mich, wenn ich das falsch zitiert haben sollte.

Und damit kommen wir zum Kernpunkt: ich habe keine 1500 Euro, wir müßten zusammenschmeißen. Es ist der Tag gekommen, an dem jeder sich fragen muß, was und wieviel ihm der Fortbestand des Aussensaiter-Forums wert ist. Sollte nämlich das alles an mir hängenbleiben, was ich eigentlich nicht glauben will, so wird mir keine andere Wahl bleiben, als zur Vermeidung ähnlicher Probleme in der Zukunft die Verantwortung für aussensaiter.de abzugeben. Ich würde dann noch ein paar Tage warten, ob sich ein hoffnungsfroher Nachfolge-Webmaster meldet, und wenn nicht, dann die Domain(s) abmelden. Ich glaube aber nicht, daß ihr mich hängen laßt. :-)


Was wir brauchen:

- ein Statement als Antwort auf diesen Beitrag hier, "ja, ich bin dabei", und dann die blitzartige Überweisung eines individuell verschiedenen, aber jeweils durchaus schmerzhaften Betrags auf ein Konto, welches noch zu nennen sein wird. Hier sollte jeder ruhig erstmal an die Obergrenze dessen gehen, was gerade nich vertretbar ist. Ich werde für meinen Teil das gleiche tun. Für den Fall eines Überschusses wird diese Kohle selbstverständlich den Spendern nach einem entsprechenden Schlüssel zurücküberwiesen. Sowie eine penible Aufstellung aller Beträge an alle Teilnehmer gemailt.

- oder die verbindliche Zusage eines zugelassenen Anwalts, sich der Sache im Sinne von Alternative (b) oben anzunehmen.

- moralische Unterstützung kann nicht schaden


Was wir nicht brauchen:

- Aussagen wie "schade, aber ich hab grad keine Kohle" (dann hast Du eben keine, ist okay, aber die Aussage hilft dann halt auch nicht)

- oder "meine Cousine kennt einen, der früher mal neben einem Jura-Studenten gewohnt hat, die könnte ich ja mal fragen"

- oder "ich hab da mal was gelesen, das könnte..." oder "wie unfair!" oder "zahlt das nicht die Rechtsschutzversicherung?" (sie tut es nicht) oder allgemeine Lamentiererei

- Beleidigungen oder Verhöhnungen unserer Gegenpartei oder deren Vertreter oder des Beruftssandes der Juristen. Behaltet Eure Verachtung, so vorhanden, für Euch, laßt Euch Eure Abscheu, so gegeben, nicht anmerken, es würde eh nur auf uns zurückfallen und der Sache nur schaden.


Kurz gesagt, wir brauchen Kohle, keine Sprüche. Um da mal ne Hausnummer zu nennen: von den Berufstätigen kann man imho schon ne Größenordnung von 100 Euro erwarten - selbst in diesem Fall müßten 15 Leute diesen Betrag lockermachen. Ich selbst setze meine Schmerzgrenze bei 150 Euro an, aber wenn sich jetzt 30 stille Mitleser melden, die jeder 20 Euro dazugeben wollen, ist das ja auch schonmal was.


So, eben bei der Probe haben wir die inoffizielle Aussensaiter-Hymne "Keep on rockin' in a free World" gespielt und ich habe keinen Gehörschutz getragen. Ich sags ja nur. Und ich fand die erste Hälfte des Titles passend und die zweite nicht.


Danke für Eure Aufmerksamkeit. Letzte Bitte: Laßt das Aussensaiter-Forum nicht an dieser Sache krepieren. Bitte. Danke.


Keep rockin'
Friedlieb


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