Re: (Philosophie) Staat hört mit...


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Beitrag von Friedlieb vom Januar 07. 2003 um 17:11:09:

Als Antwort zu: Re: (Philosophie) Staat hört mit... geschrieben von Rainer am Januar 07. 2003 um 13:02:53:

Hi Rainer,

: Nehmen wir mal an, durch die Überwachung des Mail-Verkehrs und der Telefonate wäre es möglich, weitere Geschehen wie am 11.9. zu verhindern. Oder Anschläge auf deutsche oder sonstige Mitbürger.

dazu zweierlei:

1. wurde der konkrete Fall, der morgen vormittag verhandelt wird, nicht durch eine staatliche Tätigkeit ausgelöst, sondern durch einen "Denunzianten" (mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ein Forums-Schreiber dort), der das halt anonym angezeigt hat. Und zwar richtig anonym, denn im Gegensatz zu Holger Voss hat derjenige ("Engine_of_Aggression") sich hinter einen Anonymisierungsdienst so richtig fein versteckt. Der allergrößte Schuft im Land, das ist der Denunziant, um mal eben schnell ein Berthold-Brecht-Buzzword anzubringen. Ich gestehe, daß der von mir am Anfang des Threads gewählte Betreff dahingehend etwas irreführend war.

2. sind die Ereignisse vom 11. September 2001 eben trotz aller Überwachung passiert, und zwar nicht nur, weil die betreffenden staatlichen Stellen in den USA das alles höchstwahrscheinlich passieren ließen. Sondern auch, weil die ganze Aufzeichnerei von dem ganzen Kram überhaupt nichts nutzt, wenn man nicht auch entsprechend auswertet. Klitzekleines Beispiel: bei vielen Firmen werden die Proxy-Logs aufbewahrt. Man könnte damit dediziert rausfinden, wer wo und wie lange surft. Aber man macht es nicht - weil eine solche Auswertung Zeit kostet, und wenn der Überwacher sich jede angesurfte Seite ansehen muß, um deren dienstlichen oder privaten Charakter zu klassifizieren, dann ist Überwacher allein nur noch mit der ÜBerwachung eines einzigen Menschlein beschäftigt und kommt doch kaum hinterher. Die Geheimdienste ersticken an der schieren Menge der von ihnen gierig gesammelten Daten.


Und @all: Es gibt einen neuen Telepolis-Artikel zu dem Fall: Rechtliche Aspekte von Online-Foren. Prädikat lesenswert.

Schlußwort: ich finde es interessant, daß die unpolitischen Aussensaiter jetzt doch von einem politischen Thema eingeholt werden. Ist zwar kein Wunder, daß das im Rahmen eines rechtlichen Phänomens passiert, das alle Online-Foren betrifft, aber erstaunlich, daß auf diese Weise auch das Thema 9/11 und die Unklarheit über die amerikanische Rolle hier wieder diskutiert wird. Ach, darüber könnte ich noch soviel schreiben, aber das mach ich lieber nicht hier. Wer ein paar Stunden Zeit hat und sich wirklich dafür interessiert, mag das hier lesen (am Besten alle Folgen) oder sich dieses Buch vom gleichen Autoren bei Zweitausendeins bestellen. Lohnt sich.

Keep boilin'
Subversivlieb (Agitiations-Wochen)


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