Re: (Philosophie) Kommerzkacke


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Beitrag von Der Felix vom Dezember 06. 2002 um 19:28:19:

Als Antwort zu: (Philosophie) Kommerzkacke geschrieben von Matthias am Dezember 06. 2002 um 18:35:54:

Moin Matthias,

: Sollten Musiker nicht den Hörern auch mal etwas zumuten, damit vielleicht etwas Neues zustande kommt? Ich empfinde die Ansicht von S.T. als reaktionär und ein Armutszeugnis.
:
: Wie seht Ihr das?


Ja, immer, gerne, und nein, nicht unbedingt. Aber "wir als Musiker" sehen das vermutlich sowieso alles etwas anders.

Von AC/DC erwarte ich nichts ausser diesem einen Song den sie seit 30 Jahren mal vorwärts, mal rückwärts spielen. Und das will ich hören und wenn ich's nicht mehr höre finde ich's doof, denn genau dafür liebe ich AC/DC.

Von Blind Guardian habe ich früher nie viel neues erwartet, weil ich ganz einfach nicht wusste, daß man weiter gehen kann. Sie bieten aber mit jedem Album immer wirklich neues und stellen mit ihrem Statement "Wir wollen uns nicht wiederholen" eben das klar, das aktuelle Album ist derart vielschichtig, daß es für einige Fans ZU viel war und diese sich von der Band abwendeten. Und auch das akzeptieren die vier Krefelder, wohlwissend, daß sie vermutlich mindestens so viele neue Fans gewinnen wie alte verlieren - und gleichzeitg ihre eigenen Ansprüche erfüllen.

Das nur als zwei konkrete im Gegensatz zueinander stehende Beispiele. Soll meinen, daß es am Ende doch auch nur Geschmacks- und Ansichtssache ist.

Was aber nicht funktionieren kann ist die "I do everything for my Fans"-Einstellung, denn irgendwas geht am Ende immer schief (siehe Manowar: Am Ende doch noch Selbstdemontage bis in's kleinste Detail), und eine Band/Künstler gehört den Fans eben nicht (siehe Metallica: Einfach mal den Pfad der Fans und des sicheren Erfolges verlassen und das tun, was selbst spaß macht) sollte nur sich selbst verpflichtet sein, es sei denn sie will es unbedingt anders.

Andererseits ist es die sichere Schiene, den Leuten das zu geben, was sie wollen, wie überall im Leben auch. Wenn ein Autoverkäufer Dir plötzlich erklären würde, daß PS nicht alles sind und daß ja auch das Drehmoment und hastenichgesehen [insert Technikgeschwafel here], dann wärst Du vielleicht am Ende zwar gebildeter, die meisten (und nur die zählen in der Regel) anderen Kunden würden das aber als dummes Geschwätz abtun und der Autoverkäufer hat nur übermäßig Mühe, denn verkaufen lässt sich so ein Vehikel eben doch am besten mit dem Argument "Voll viel geil PS". Das ist einfacher. Schneller. Mehr Geld.

Eben das ist doch die Masche dessen, was wir Pop nennen: Den Hörer nicht zu überfordern und bloß nichts zu komplexes über's Radio zuzumuten.

Wenn ich bedenke, daß vor dem Auftauchen von VIVA noch halbwegs Vielfalt und jede Menge klasse Rockmusik auf MTV zu sehen/hören war, daß also die Hörgewohnheiten des Konsumenten erzwungen werden können, dann würde mich interessieren, ob man das Publikum nicht vielleicht auch zu Freejazz nötigen/umerziehen kann und ob dann vielleicht jeder schreit, ob denn nicht mal was einfaches geboten werden könnte. Eine "Zumutung" ist es für die Masse doch immer erst, wenn es nicht gewöhnlich ist.

So sehe ich das. Aber ich hab' ja auch keine Ahnung.

Rock'n'Roll!
Felix

Rein gar nichts an diesem Posting ist in irgendeiner Weise böse oder beleidigend gemeint.


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