Re: (Technik) Brummen am PC


[ verfasste Antworten ] [ Thread-Anfang ] [ Aussensaiter-Forum ]

Beitrag von lauter vom April 29. 2002 um 07:20:38:

Als Antwort zu: Re: (Technik) Brummen am PC geschrieben von Ulrich am April 28. 2002 um 22:25:58:

Ulrich -

danke für den Link. Um diesen substanziellen Text der Nachwelt und der Volltextsuche zu erhalten, kopier ich das einfach mal hier rein:

---cut---
Von:Volker Gringmuth (news-fups@volker-gringmuth.de)

Betrifft:Re: Brummen
Newsgroups:de.rec.musik.machen
Datum:2002-02-11 05:47:14 PST

Lutz Bojasch (lutz@cyborgs.de) wrote:

> Auch wenn es stimmt, so schreiben wirklich nur Fachbuchautoren und
> Lektoren bemüht sind, Inhalte möglichst knapp und für Laien
> unverständlich darzustellen (zu viele Informationen pro Satz)

So unverständlich fand ich das nicht (ich könnte auch ganz anders,
ohne Fachbuchautor zu sein), aber das kann ich jetzt nicht auf mir
sitzen lassen; schließlich studiere ich gerade einen Beruf, dessen
Inhalt... halt, der Satz wird zu lang.

Hauptsätze, Volker.

Also.
Schließlich studiere ich gerade.
Das tue ich mit dem Ziel, einen Beruf auszuüben.
Dieser Beruf hat einen Inhalt.
Dieser Inhalt besteht darin, technische Sachverhalte verständlich zu
formulieren.
Also üben wir mal.

Gerät A hängt am Stromnetz und hat einen Schaden. Das heißt, irgendwo
zwischen was ziemlich Spannungsführendem (in dem Gerät) und dem Gehäuse
stimmt was nicht, und dieses Nicht-Stimmende (man nennt es
"Isolationsfehler") führt dazu, dass ein bißchen Strom vom Netzanschluß
auf das Gehäuse kann. Nicht viel, aber etwas.

Das könnte sehr ungemütlich werden für jeden, der das Gehäuse anfaßt.
Deshalb hat der Hersteller in die Netzleitung extra noch einen Draht
eingebaut, der nichts anderes zu tun hat, als das Gehäuse mit dem
Erdboden zu verbinden. Man nennt ihn den Schutzleiter. Aus
naheliegenden Gründen, wie ich annehme.

Die Elektronen, die jetzt über unsere Schadstelle vom Netzanschluß auf
das Gehäuse gespült werden, möchten sehr gern in den Erdboden rein,
weil dort Mami auf sie wartet und die Bratkartoffeln lecker vor sich
hin brutzeln. Für süddeutsche Elektronen möge man Schupfnudeln
einsetzen.

Da findet eines von ihnen den erwähnten Draht. Voller Freude stürzen
sich alle hinein und ab zu Muttern. Die Sicherung guckt etwas
merkwürdig, aber sie schaltet erst ab, wenn mehr als 16
Zintillionen Elektronen pro Sekunde durchkommen, und so viel sind's ja
nun auch nicht. Ist ja nur ein *kleiner* Isolationsfehler. Ein FI-
Schalter wäre wahrscheinlich schlauer und würde abschalten, weil der
darauf gedrillt ist, *jedes* Elektron schief anzugucken, das über
diesen Draht kommt, aber auch das ist nicht unser Thema.

Unser Thema ist was ganz anderes. Die Elektronen, die in den Draht
reinstürzen, merken nämlich etwas. Sie merken, daß der Draht zu eng
ist, um alle gleichzeitig im Nullkommanichts durchzulassen. Der
Elektriker sagt dazu: Der Draht hat einen Widerstand. Aber das müssen
wir uns nicht merken. Tatsache bleibt: Sie müssen sich ordentlich
anstellen, in einer langen Reihe, wie bei McDoof. Diese Reihe nennt man
bei McDoof Gruppendruck, in der E-Technik nennt man es das elektrische
Potential des Gehäuses, aber auch das müssen wir uns nicht merken.

Merken müssen wir uns nur eines: Die Elektronen, die sich anstellen,
halten die Augen offen. Sofern Elektronen Augen haben. Aber irgendwas
halten sie jedenfalls offen, denn plötzlich schreit eines von ihnen:
"Ey Leute, da ist ja noch ein Geheimgang!"

Es hat einen zweiten Draht entdeckt, der zwar nicht direkt zum Erdboden
führt, aber zu einem zweiten Gehäuse, und dieses wiederum hat auch so
einen Draht zum Erdboden wie das erste. Nur ohne lange Schlange davor,
weil das Gerät keinen Isolierschaden hat. Sozusagen ein McDoof in der
NAchbarstade, der gerade erst eröffnet hat und den noch keiner kennt,
aber die Hamwürger schmecken genauso eklig.

Einige der (in Gerät A) schlangestehenden Elektronen sagen: "Nee, das
ist uns zu blöd, dieser Umweg, wir warten lieber hier Stellt euch nicht
so an und stellt euch auch an." Aber einige lassen sich breitschlagen
(sofern Elektronen breit sein können) und folgen dem neuen Weg.

Dieser neue Weg, wir ahnen es schon, ist der Schirm unserer
unsymmetrischen Leitung. Die Elektronen fließen also, ohne es zu merken
(denn über die Musikalität von Elektronen gibt es AFAIK noch keine
Studien), über einen Signal-Eingang.

Dieser Signaleingang ist nun aber ein Signaleingang. Trivial, aber so
ist es. Das heißt nämlich, Elektronen, die durch ihn durchfließen, sind
für ihn ein Signal, und der Kabelschirm, über den die Elektronen
ankommen, ist bei einer unsymmetrischen Leitung ja ein "Pol" der
Signalleitung (bei einer symmetrischen nämlich nicht, und das ist der
Witz). Folglich wacht er in diesem Moment auf und denkt sich: Nanu, da
kommt ja was an. Ein Signal. Komisch, am Instrument sehe ich keinen von
diesen Zweibeinern rumhampeln. Aber egal, ich bin ja pflichtbewußt,
vielleicht wollen die mich nur verarschen, also verstärken wir das mal.

Den Rest ahnst du schon. Weil die ursprüngliche Quelle dieser
Elektronen die Netzspannung ist, tragen diese Elektronen die
Netzfrequenz von 50Hz in sich. Zwar nur noch schwach, aber immerhin,
und weil unser strohdoofer Eingang das freundlicherweise wieder
verstärkt, kannst du's aus dem Lautsprecher kräftig brummen hören.

Bei weiteren Unklarheiten bitte nachfragen.


vG

--
Volker Gringmuth http://www.volker-gringmuth.de
---cut---


lauter Brummen...


verfasste Antworten:



Dieser Beitrag ist älter als 3 Monate und kann nicht mehr beantwortet werden.