Re: (Meinung) Ausbildung? Studium? SAE? Wat gibbet da noch für Alternativen?


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Beitrag von ullli vom April 17. 2002 um 02:28:12:

Als Antwort zu: (Meinung) Ausbildung? Studium? SAE? Wat gibbet da noch für Alternativen? geschrieben von the REAL keek am April 17. 2002 um 00:30:51:

Hi Keek -

das ist so interessant, da muss ich mal eben meine Abschlussarbeit zur Seite schieben, und ein paar £ nachwerfen, weil, da will ich was zu antworten. Sei gewarnt, wenn ich muede bin, ist nicht viel mit Struktur, und Tipfela wirst Du einige kriegen...

Also, genau da, wo Du stehst, stand ich auch mal, und irgendwie jetzt wieder. (Okay, bei mir war es nur ein Sem. Informatik, und davor zwei relativ glueckliche Jahre im Studio). Ich wollte (und will natuerlich weiterhin) von allem etwas, und vor allem nicht nur die Technik und nicht nur die Musik(betueddelung, oder wie man das nennen soll. Ich bin kein Musiker, aber an der Erschaffung von guter Mucke beteiligt zu sein, hat mich vollauf befriedigt, im Studio, selbst wenn ich nur Daddeljobs gemacht habe, oder den Leuten die Gitarren repariert habe).

Ich bin dann nach England gegangen, und habe studiert, was ich dachte, das es das beste waere, ueberhaupt: Elektronik, Musik und Medientechnik. Bereut habe ich das zwischendurch ab und an, denn die Uni, an der ich bin, ist in einigen Bereichen zwar sehr gut, in anderen, besonders Musik(betueddelung ¦¬]) aber Grottenkacke... Aber, wie Du richtig erkannt hast, durch ein bisschen Dreck waten haut einen nicht um, und man hat ja ein Ziel vor Augen. Hat man? You better...

Jetzt stehe ich naemlich bald da, und sehe mich um, und bin gar nicht so recht ueberzeugt. Erstmal praktisch gesehen, mit einem Bachelor ist man in Deutschland nix, punkt. Man kann natuerlich einen Master machen, damit hat man dann auch in D. so in etwa den Stand eines Diploms - aber auch nur so in etwa.

Aber was bin ich nun eigentlich? Elektronik-Ingenieur? *pruust* - ne, echt nicht. Mathe war hart, und ich kann Transmission-Line Filter berechnen, aber mein Kumpel hat parallel an der TU HH E-Technik angefangen, und ich weiss sehr gut, dass wir mittlerweile auf verschiedenen Planeten leben. Also gut, bin ich Tontechniker? Ich war das mal, da habe ich hier nicht viel dazu gelernt. Sicher, vieles nimmt man nicht wahr, aber waehrend ich Kaffe gekocht habe im Studio, da hatte ich mehr das Gefuehl, ich krieg was mit.
Medientechniker? Naja, was ist denn das? Ich kann Filmtechnik bedienen, Webseiten bauen, Computer und andere Hardware programmieren und sonst?

Du liest, ich befinde mich in einer etwas depressiven Lage. Lass Dich nicht gleich abschrecken, das kommt sicher ueberall mal vor. Und egal was man wird, man wird es nicht im Studium, sondern durch Erfahrung auffe Abbeit! Trotzdem habe ich doch das Gefuehl, wie der Englaender sagt "Jack of all trades, master in none" zu sein, Hansdampf in allen Gassen... aber Herrgott, man will/muss/koennte/sollte dann nicht auch?/will doch echt... mal gut sein in irgendwas, nein? Wird man so natuerlich nicht. Gut wird man, in dem man sehr viel Zeit und Konzentration auf eine bestimmte Sache lenkt. Wo ich nun mal ganz schlecht drin bin, denn ich kann mich nicht entscheiden. Du siehst, es kann fuer andere genau das richtige sein, ob es das fuer mich war, kann man sicher erst in vielen Jahren annaehernd beantworten - im Moment bin ich da aber sehr skeptisch.

Es gibt einen haufen Leute, die einen eigenen Weg beschreiten, irgendwo im Dreieck Musik, Technik, Management (wobei Management alles ist, was den Kuehlschrank fuellt), und sowas will ich natuerlich auch mal irgendwann. Aber erstmal will ich noch was lernen, einen Job haben, und so... und da wirds halt eng fuer Wirrkoepfe, die nicht in eine Schublade passen.

Ich habe nun das "Glueck" dass mir die BBC einen Job angeboten ahben. Da habe ich dann leider nix mehr mit Musik oder sonstiger Kunst zu tun, dafuer lerne ich sicher ncoh Elektronik, und ganz definitiv das Management-Dingens (ohne das, wie gesagt, Musik und Technik recht wenig bringen. Ich sehe das gar nciht mehr so negativ wie frueher...).

Oder ich kann einen Master machen, und sehen, ob ich in Deutschland einen Job finde. Weil das Ausbildungssystem aber so unterschiedlich ist, sehe ich dem auch etwas gemischt entgegen. In England ist es normal, dass von der Uni "nur Deppen" kommen, und jede Firma in Weiterbildung ihrer gute Mitarbeiter investiert. In Deutschland ziehen sich Firmen nicht in dem Masse ihren eigenen Nachwuchs erst heran, jedenfalls praesentiert sich mir das so.

So, aeh, wo bin ich - ach ja, richtig: Wuerde ich es wieder machen? Gut moeglich. Mit etwas mehr Plan, mehr Kontakten in D. bevor ich mich abseile, und permanent mit der Akzeptanz im Hinterkopf, evtl. hier zu bleiben. Sowas muss man sich fruehzeitig beibringen, auf ploetzliche Visionen von sowas reagieren manche etwas komisch.

Hmpf, irgendwie bin ich doch an Deiner Frage vorbei, merke ich - hatte nur "Musik, Technik" gelesen...

Aber, um mal auf Deine Frage zuruckzukommen - man kann hierzulande sehr gut vieles studieren, was in D. nicht geht. Die Uni in Surrey bietet einen Tonmeister Kurs an, der Weltweit geachtet wird, und man muss nicht mal Klavier spielen koennen, wenn man sich bewirbt - etwas, das mich in D. von so etwas ausgeschlossen hat. Und man lernt auch die technischen Belange ausreichend, neben der Musik... Was die Zugangsformularitaeten angeht, hast Du gute Chancen, denn die Englaender kriegen kein Abitur, sondern in etwa sowas wie "so eine verkackte Fachhochschulreife!" :0)

Oder, auch sehr anerkannt, wenn auch etwas, aeh, merkwuerdig (ein paar Typen denken, sie sind Gott, und an der Tuer sitzt ein menschlicher Rottweiler... aber sonst - gut!) das Leeds College of Music, da kommst Du auf jeden Fall rein, was Deinen Abschluss angeht. (Sowas ist natuerlcih auch wieder unbedeutend in Sachen "wo arbeiten" - Musiker arbeiten fast alle in Pommesbuden, da isses in D. genauso wie hier...)

Und dann noch das LIPA in Liverpool, beruehmt und hart reinzukommen, am einfachsten ueber die TonI Schiene, da sind sie noch nicht so ueberlaufen. Fuer anderes laufen ab und an weltweit Rehearsals unter anderem in Berlin.

Diese drei koennten ziemlich gut passen in das, was Du Dir vorstellst - ich haenge viel mit LCM-Leuten rum, die sind am produzieren auf Deubel komm raus. Ob sie damit mal Geld verdienen, ist eine andere Frage.

Von der SAE lass die Finger, da ist keine Musi drin, und wie gesagt, wenn Du wirklich gut werden willst, als Toni, dann mach einen zweijaehrigen Einfuehrungskurs in England und lass Dich von der BBC einsammeln. Wer von denen ausgebildet wird, der kann Ton... billiger isses auch - die meisten Kurse kannst Du von der EU latzen lassen!

Nur, siehe oben - eine Idee, wofuer Du das machst, muesstest Du haben, sonst stehst Du nachher aehnlich da, wie ich. Ich weiss jetzt, was ich will, aber immer noch nicht, wie ich da hin komme...

Lies Dir mal die Kursliste von UCAS durch, wenn Du Fragen hast, mail mir!

Und verzeih das Gewaffel, ich haette doch besser bis morgen gewartet...

gut Ton!
ullli



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