Re: Sollte man für umsonst spielen ja oder nein?! (war: Clem eilt herbei und bleibt!)


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Beitrag von bO²gie vom Februar 27. 2000 um 16:12:14:

Als Antwort zu: Sollte man für umsonst spielen ja oder nein?! (war: Clem eilt herbei und bleibt!) geschrieben von Friedlieb am Februar 27. 2000 um 14:07:20:

Umsonst und draussen?

Meine Antwort: Ein definitives Jein!

Generell finde ich, das die Leistung einer Band, wenn sie öffentlich zum Vortrag gebracht wird, honoriert werden sollte. Ob das nun in Naturalien, Applaus oder großen unsortierten Scheinen geschieht sei mal vorerst dahin gestellt. Letztere Zahlungsweise sollte aber wohl die marktübliche Art und Weise sein.

Ok, für die frisch durchstartende Schülerband mögen andere Regeln gelten, aber nach ein paar Jahren Livemusik hat sich bei mir folgendes Regelwerk etabliert:

1) Meine Leistung beginnt nicht erst auf der Bühne. Ich inverstiere im Vorfeld 'ne Menge Zeit und Geld (Proben, Proberaummiete etc.) und ewig draufzahlen funktioniert halt nur mit entsprechender Deckung. Ist diese nicht vorhanden (und bei wem ist sie das schon) versuch ich zumindest das investierte Geld in Proberaummieten, Studio für Demo etc. wieder reinzubekommen (die Zeit kann eh keiner "bezahlen", also raus mit dem Posten). Angenommen das pro Nase 100,-- Mark/Monat an Proberaummiete plus Beteiligung von DM 500,-- an Studio Unkosten pro Nase/Jahr anfallen, dann weiß ich am Anfang des Jahres: Die Band kost' mich minimum DM 1.700,-- pro Jahr. Da sind jetzt laufende Einzelkosten, wie z.B. meine Saiten (vom Equipment ganz zu schweigen) nicht eingerechnet. DM 1.700,-- sind schon mal 'ne Stange Geld (und wer wäre nicht froh wenn er mal so sorgenlos DM 1.700,-- lockermachen kann?). Nehmen wir mal an wir haben 'ne Viermann/frau Besetzung: Macht summa summarum 6.800,-- Maaak, die die Band erstmal einspielen muß. Nehmen wir jetzt mal an die Band hat 15 Auftritte im Jahr. Rechenschieber rausgeholt und nachgemessen: Macht 'ne Mindestgage von ca. 450,-- pro Gig. Sind sie Gigs nicht beim Nachbarn im Partykeller, oder wohnt der nächste Nachbar ein paar Kilometer entfernt, kommen da on top noch Transportkosten drauf (Eventl. Mietwagen, Benzin). Steht in Nachbars Partykeller keine PA, kommen die Mietkosten auch noch on top. Ist diese Summe erstmal fixiert, gilt die Abmachung: Kein Gig annehmen unterhalb dieses Sklavenlohns.

2) Ausnahmen bestätigen wie immer auch das beste Regelwerk:

a) Benefiz: No Problemo, wenn die Band sagt: "Ist 'ne feine Sache, für die wir uns da einsetzen." Tipp: Im Vorfelde Infos einholen wo die Kohle tatsächlich landet schadet nie.

b) Der Gig ist "wichtig"
... weil das "die" Chance ist sich einem breiten Publikum vorzustellen (Nachfolgegigs!!!). Es gibt z.B. ein großes alljährliches Open Air in HH auf dem Gagen gezahlt werden die eigentlich einen Lachanfall sondergleichen provozieren sollten. Wenn man aber mal nachrechnet, was bei solch einem Gig an Nachfolge Gigs kommen kann, dann ist es das "Risiko" für 25,- Mark pro Nase zu spielen durchaus wert.

... weil's gut für's Ego ist. Gerade bei Supportshows ist es üblich das man für Nix und Nada auf der Bühne steht. Dann schalt ich mein inneres "Spieglein an der Wand" ein und frag mich ob es nicht güldene Flecken in meiner Band Bio hinterläßt, wenn ich z.B. die UK Subs, Dee Dee Ramone, G.Love, Supersucker, Freakwater, Blue Cheer oder Torfrock mit meiner Kapelle supporte. Erfahrungsgemäß sagt mein Ego da immer: Ja, do it for the fun of it.

Soweit erstmal meine 2 Euro zu dem Thema ...

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bO²gie

NP: Popa Chubby | Gas Money


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