(Gig-Stress) Die Angst des Gitarillo vor der fremden Backline ...


[ verfasste Antworten ] [ Aussensaiter-Forum ]

Beitrag von Harvey vom April 15. 2001 um 13:57:13:

"Bitte nur Instrumente mitbringen, Backline ist vorhanden (als ob man dafür auch noch dankbar sein müsste). Ach ja ... Soundcheck gibt´s keinen, Zeitplan ist zu eng - höchstens Line-check ...".

Line-Check: Brumm, klack, kreisch - alles klar.

Vor-An-Kündigung (bzw. -Drohung) für ein mehrtägiges Open-Air-Street-Festival, bei dem ich in ein paar Monaten mit meinem Rock-Trio spiele ... oder besser doch nicht? Gage gibt´s kaum, Publicity meinetwegen, aber was heißt das schon ... eigentlich als Spaß gedacht: Sonne, draußen, andere Musiker treffen ...

Und dann so was - wobei ich wieder das Schlimmste befürchte (z.B. in Form eines 7ender-Twin mit diesem grandiosen Zerr-Kanal ...). Es gab schon Gigs, bei dem ich mit meinem eigenen Equipment nach der ersten Nummer schon wieder hätte abdrehen oder im Boden versinken können, weil alles so scheußlich klingt und mich nur der Gedanke über Wasser hält, daß es "da draußen" viel besser ist (who knows ...). Da muß man durch ... kennt jeder, oder ? Durchtrainierte Amis lächeln in solchen Fällen ja stur weiter - klappt bei mir nicht, Fell zu dünn, nicht cool genug oder zu subjektiv.

Ja wenn ich den Albert-King-Blues hätte, dann wäre es vielleicht nicht so wichtig, ob über diesen oder jenen Amp. Ich kann auch notfalls mit Gitarre plus einkanaligem Amp plus Federhall was spielen, keine Frage - aber der typische Sound der Band hat damit nichts zu tun. So von Hendrix über EVH bis Police - da muß man schon ein bisschen Aufwand treiben, stressbrettmäßig und auch per MIDI im Einschlafweg.

Na gut, MONO geht auch, Combo-Amp plus FX-Rack plus Pedalbrett - ist eigentlich alles in 10 Minuten aufgebaut, incl. Gitarre um den Hals und eine zweite im Ständer, SM 57 davor und ab die Luzie ....

Aber ich sehe es schon vor mir - schriftliche oder mündliche Absprachen vorher hin oder her: "Keine Ausnahme, die anderen spielen auch so ..." (die Schnäuzer-Band vorher z.B.).

Diskussionen und Nervereien mit irgendwelchen inkopetenten Bühnen-"Helfern", Mr.Wichtig mit Handy oder sogenannten Tonis, die von ihrer Firma zwangsabkommandiert wurden und bei so was möglichst wenig Arbeit haben wollen, egal wie das Ganze klingt.

Sowieso Hektik vorher, "Hier können Se nich parken!", Ärgereien, kurz vor dem Start noch die Finger im Dreck, und dann: MUSIK machen, Exstase pur, vor allem, wenn die Gitarre dabei klingt wie ein Plastiksaxophon ...

Umgekehrt: Wenn der Sound stimmt, man Zeit hat, sich vorzubreiten, man nicht blöd angequasselt wird - macht es ansonsten IMMER Spaß, überall wo eine Steckdose ist. Aber unter solchen Bedingungen u.U. überhaupt nicht. Soll man sich so was antun? 3 Minuten vor dem Gig evongtüll wieder einpacken, weil alles zu blöd ist und mit Spaß nix zu tun hat?

Lösung: Nehmen Sie HÜLSE - oder? Hab´ aber keine, nicht die Bohne sozusagen.

Könnte ja mein Bedroom-Hero-Pedalboard mitnehmen - 3 Zerrer von light bis ultra, Compressor, Tremolo, ein Blubberpedal und ein paar Räume aus der Kiste - geht vielleicht auch, klingt vor jedem cleanen Amp einigermaßen gut. Aber vielleicht ist das ja auch verboten ... bringt das Konzept durcheinander, alles schon erlebt.

Zwang der Umstände, Zeitpläne etc. --- hab´ ich Verständnis für. Aber warum eigentlich? Wenn der Musiker nicht gut drauf ist - läuft nämlich gar nix.

"Malen´ s doch mal was, Herr Picasso. Na, Grün homma net do, nehmen´s halt das Blau, is doch aa schee, gell?"

Wie soll man Eindruck machen, wenn man sich nicht so ausdrücken darf, wie man möchte?

Na ja, manchmal kommt´s ja erstens besser und zweitens, als man denkt ...

Harvey McMurphy






verfasste Antworten:



Dieser Beitrag ist älter als 3 Monate und kann nicht mehr beantwortet werden.