Re: Jetzt aber ... Psücho Akustiker aller Länder ...


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Beitrag von bOOgie vom Januar 05. 2000 um 15:15:06:

Als Antwort zu: Re: Jetzt aber ... Analogos an die Front! geschrieben von Friedlieb am Januar 05. 2000 um 07:39:57:

Don't Panic... hier kommt nicht mein verspäteter Beitrag zum Thema: un-, unungradige-, lottozahlige Obertonreihen, die man hören könnte wenn der Mensch doch nur Sonden auf dem Mars landen könnte... nein, nur zwei kurze Geschichten aus dem Alltag der Psycho-Akustiker (sprich: Elektro Gitarristen):

:Der Unterschied zwischen CD-Player und Plattenspieler ist weniger technischer als vielmehr psycho-akkustischer Natur.

Es begab sich vor ca. 10 Jahren. Ich stellte mich bei einer Band vor, dessen Basssist mit zwei SVT Telefonzellen in einem 20 qm Proberaum glänzte, der zweite Gitarrist einen wunderschönen 100 W Non Master Marshall (in rot) sein eigen nannte und der Drummer ein mitsechziger Ludwig (in klassischen Bonzo Ausmaßen) maträtierte ... beste Voraussetzungen also Spaß zu haben. Ich rollte also meinen 15 HE Kühlschrank herein, stöpselte ein, spielte vor und bekam den Job mit den Worten: "Der sieht gut aus, aber das Blinkerteil da kommt uns nicht auf die Bühne ... da muss noch'n roter Marshall Turm her." Nun, guter Rat war teuer (ebenso wie der rote 50 W NonMaster + roter Box, den ich mir beim Vintage Sealer um die Ecke schoß, da der erste Gig schon in 7 Tagen anstand und danach sollte es ins Studio gehen).
To cut a long story short: Der Marshall klang sch..., es sei denn man riss ihn bis zum Stehkragen auf. Dann klang er nicht nur sch.... sondern auch verdammt laut (und man konnte sich zumindest einbilden er klänge besser). Live war's kein Problem ... ich rollte einfach mein Rack hinter den Turm, alles sah gut aus und klingen tat's auch. Die Jungs waren natürlich nicht so begeistert (schließlich hatten sie mir aus der Bandkasse mit ausgeholfen, damit die Optik stimmt, und nun schleppt der Depp trotzdem sein Rack mit). Ich murmelte was von "Ich pack neue Röhren in den Amp, dann klappt's auch im Studio....".
Natürlich klappte es nicht: Zu meinem Glück war nur der Drummer anwesend, als ich meine Gitarrenspuren einspielen sollte... also bastelte ich flugs mein Rack auseinander und stöpselte meinen MB StudioPreamp direkt ins Pult. Das Ergebnis war schon mal ganz passabel. Nur der TonIng murmelte was von: "Hexenwerk und englisch klingt das auch nicht". Also wurde noch ein kleiner Transistor PreAmp vor den StudioPreamp gehängt, davor noch ein wenig Overdrive Tretmine und gut war's. Die Jungs waren begeistert ("Siehste mal was'n Röhrenwechsel so alles ausmacht....") und das hielt auch bis zum nächsten Gig an ;-))

10 Jahre und 'ne halbe Tonne Equipment später:
Hamburg Markthalle, 3 Bands an einem Abend, eine Backline. Ich wußte: der eine Gitarrist bringt einen wunderschönen alten Fender Bassman mit. Also, nur kleines Tretminenbesteck einpacken, und gut wird's. Nur für den Notfall wurde noch der kleine digitale Freund programmiert (passenderweise mit 2 Blackface Sounds, einem Dumble und einem BUDDA ... Scot Sears wird's mir nie verzeihen :-)). Der Notfall trat natürlich ein. Nicht das der Bassman nicht klang (der klang sogar richig geil), nein, ich Depp ließ mein Tretminenfeld zuhause stehen. Also, digitales Helferchen direkt ins Pult und den Gig gespielt. Nach dem Gig kam jemand aus dem Publikum zu mir und fragte warum wir einen besseren Gitarrensound hatten, als die beiden anderen Bands, obwohl doch nur ein Gitarrenamp auf der Bühne stand (ausserdem brabbelte er was von: "Diese alten Amps sind eh die geilsten, Seele, Röhre, bläh blubb und man müße nur damit umgehen können...."). Der arme Kerl war dann doch etwas verwirrt, als ich ihm erzählte, das ich der einzige Gitarrist des Abends war, der nicht über den Bassman gespielt hat.

Kurz und auf den Punkt: Das Auge hört mehr, als das Ohr wahrhaben will. Wenn das nicht Psycho Akustik ist?

: Sehr schönes Beispiel. :-))) Wenn es denn auf den Stern ankommt, das Herstellerlogo somit das wichtigste Kriterium ist, gebe ich Dir sogar recht. Wenn aber sagen wir mal der Motor das wichtigste Kriterium wäre, dann müßte das Beispiel lauten "wie ein 2CV-Fahrer, der sich einen Ferrari-Motor unter die Kühlerhaube schraubt"...

Irgendwie kommt mir die Geschichte bekannt vor ;-)

slide on ...
bOOgie

*...der schon immer wissen wollte, ob 'n 2CV auch mit Ferrari-Motor noch so geil in der Kurve liegt und warum der Tuner was von "Bremsen, nee, die Bremsen" brabbelte ....



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