(Amps) So schnell kanns gehen


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Beitrag von Tom(2) vom Juni 27. 2016 um 21:25:06:

Liebe Kinder,

== DON'T TRY THIS AT HOME ==

(Ein kleine Geschichte der angewandten Dummheit, von einem der dabei war)

durch die erfolgreichen Orange- und Peavey-Basteleien bin ich ein wenig überschwenglich geworden und habe den alten verwaisten Marshall JCM 800 2205, der seit gut einer Dekade unbenutzt im Proberaum dahinvegetiert, mit nach Hause in meine Schmuddelzimmerwerkstatt verschleppt.

Das Ding erstmal aufgeschraubt, von orignal 3mm dicken Staubschicht auf dem Chassis befreit, Sicherungen und Elkos gecheckt und dann munter durchgemessen, was in dem Kollegen so los ist. Satte 460V an der Plate, -37V Gittespannung, soweit so OK. Dann die Überraschung: Die EL34 laufen mit über 55mA. Autsch. 2x nachgemessen, Röhren vertauscht -- der Bias ist viel zu derb. Also erstmal auf röhrenschonende 36mA zurückgeregelt.

Bis hier hin alles noch normal und *natürlich* habe ich einen Heidenrespekt vor dem Innenleben eines geöffneten Röhrenverstärkers, der auch noch am Netz hängt. Ja und auch die beiden 500V Elkos sind nicht unsere Freunde, selbst wenn der Amp vom Netz ist. Right.

Um zu überprüfen, ob die Einstellungen stabil sind, habe ich den Amp mit angeschlossener Box und Gitarre eine Weile vor sich hin idlen lassen, und nach ca einer Stunde noch mal gemessen -- die Werte haben sich unwesentlich und gleichmässig verändert, alles ok also.

Ich habe dann noch ein bisschen mit der Klangregelung und dem Gain gespielt, und geschaut, ob alles tut, was es tun soll - bis auf leichtes Knarzen an den Volumereglern auch hier alles im grünen Bereich.

Und jetzt meine Freunde, jetzt kommt die mit Abstand dämlichste Aktion, die ich seit langem gemacht habe. Ehrlich gesagt weiss ich weder, was mich in dem Moment geritten hat, noch warum -- aber während ich mit der Gitarre auf dem Schoß, die Greifhand an den Saiten den letzten zufriedenstellenden Schränggg aus dem Amp geholt habe und ihn eigentlich ausschalten wollte, genau in dem Moment fällt mir auf, dass einer der beiden *dicken* Widerstände (10kO,1W) auf dem Board irgendwie komisch aussschaut. Und völlig geistesabwesend tippe ich den mit der Fingerkuppe der rechten Hand leicht an, wundere mich ganz kurz, warum der so heiss ist und im nächsten Moment stehen mir im wahrsten Sinne des Wortes die Haare zu Berge und in der linken Hand an den Gitarrenseiten kribbelt es.

Alter. Ich glaube, ich habe so dermassen viel Glück gehabt, ich mag gar nicht darüber nachdenken. Kurzes Studium des Schaltplans zeigt, dass der Widerling, dessen Gehäuse ich da so leichtfertig untersuchen wollte, voll in der 460V Spannung hängt.

So. Nachdem ich mich also definitiv für die Darwinawards beworben habe: Lässt sich irgendwie ausrechnen, mit wieviel V ich da das Vergnügen hatte? Ich habe definitiv nicht den Leiter kontaktiert, "nur" das Gehäuse. Wenn mich die volle Spannung gegrüsst hätte, würde ich das hier wahrscheinlich nicht schreiben.

So und jetzt dürft Ihr alle mit dem Finger auf mich zeigen und lachen, aber die Lektion habe ich definitiv gelernt. Never ever mit der Konzentration nachlassen und leichtsinnig werden.

Gruzzzzzzzzzzzzz
Tom




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