Re: (Sonstiges) TV


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Beitrag von Friedlieb vom August 22. 2010 um 11:00:04:

Als Antwort zu: (Sonstiges) TV geschrieben von diet am August 21. 2010 um 22:06:03:

Hi Dieter,

meinen Beitrag möchte ich unter ein Motto stellen, welches Loriot mal verkündet hat:
"Ein perfekter Werbeblock verfehlt im Fernsehen seine Wirkung, wenn er alle paar Minuten von einem unverständlichen Spielfilmteil unterbrochen wird."
: Mal im ernst: Erträgt hier irgendjemand eigentlich noch unser Fernsehen?

Für mich ist das nicht die Frage. Ich muss es ja nicht ertragen, ich kann mich dem entziehen.

Ich schaue schon lange kein Zeitverschwendungs-TV mehr, dafür ist mir meine Lebenszeit zu kostbar. (Diesen Ansatz treibe ich sogar so weit, dass ich - selbst hier im Forum - keinem YouTube-Link mehr folge, wenn der Linksetzer nicht wenigstens rudimentär erklärt, worum es geht. Aber jetzt schweife ich ab.)

Ich schaue manchmal Nachrichten. Alles andere sehe ich mir nur noch gemeinsam mit meiner Familie an: wenn gerade mal Olympische Spiele sind, oder WM oder EM, dann sowas. Manchmal sehen wir uns einen Spielfilm an, wenn uns der interessiert, und das eine oder andere Mal Schlag den Raab, und so ein Zeug. Da steht dann aber immer der soziale Aspekt des "etwas zusammen ansehen" im Vordergrund, nicht das, was geschaut wird.

Zu den Privaten und ihrer Werbung kann man es nicht besser sagen als Loriot, siehe oben. Ich möchte aber einräumen, dass die Privaten nun mal keine andere Einnahmequelle haben und für ihr Überleben auf die Werbung angewiesen sind. Wie sie plaziert ist und welches Niveau sie hat, ist eine Frage der Zielgruppe. Diese bestimmt schließlich auch das Niveau der Sendungen, ob das nun "Anbrüll-TV" oder "Ich war mal ein C-Promi, holt mich bloss nicht hier raus" ist. Da ich der Zielgruppe nicht angehöre, juckt mich das nicht. Es ist schon nicht ganz ohne wahren Kern, dass Harald Schmidt das mal auf seine zynisch-bitterböse Art als "Unterschichten-Fernsehen" bezeichnet hat.

Bei den Öffentlich-Rechtlichen gelten andere Regeln. Sie sind zwar in unserem kapitalistischen Wirtschaftssystem eingebettet, müssen sich aber dank unser aller Gebühren nicht so direkt darin behaupten. Demnach stellt sich die Frage, wie von Dir und Tom ja auch schon angesprochen, inwieweit man für seine Gebühren einen angemessenen Gegenwert bekommt. Aber das ist ja das grundsätzliche Problem aller sozialen Systeme. So ein soziales System funktioniert ja nur dann, wenn jeder bereit ist, auch mal mehr einzuzahlen als er rausbekommt. Und es gibt nun mal sehr viele GEZ-Gebührenzahler, die mehr vom Programm haben als unsereins. Ich jedenfalls gräme mich nicht, denn immerhin wird durch meine Gebühren dazu beigetragen, dass es einigermaßen unabhängige Nachrichten, seriös recherchierende Politik-Magazine, den Rockpalast überhaupt und auf 3Sat 24 Stunden Musik am 1. Mai gibt, und solche Dinge mehr.

Unterm Strich, Dieter, ist das alles kein Zeichen davon, dass das Fernsehen sich in eine Richtung entwickelt, in die es sich nicht entwickeln sollte. Denn es folgt ganz normalen evolutionären und natürlich auch wirtschaftlichen Regeln. Die Leute wollen das so, deshalb ist es, wie es ist. Das alles ist vielmehr ein Zeichen dafür, dass und wie weit Du Dich bereits vom (tumben) Mainstream entfernt hast. Das gilt für viele hier. Und das, ihr Lieben, finde ich ermutigend.

Keep rockin'
Friedlieb




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