Von bimmelnden Kühen, Begrüßungsgeld und kreischenden Gitarren - war: (Session) Hells Bells...


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Beitrag von Friedlieb vom September 10. 2007 um 19:54:39:

Als Antwort zu: Re: (Session) Hells Bells... geschrieben von jonas am September 10. 2007 um 14:50:32:

Hi Jonas,

: Da habe ich was verpasst.

ja, das hast Du allerdings. Im Guten wie im Bösen. :-)

: Friedlieb mit zittriger Hand (dir ist wohl bei manchen Fotos der schweizerische Käse zu Kopf gestiegen, was?

Nein, ich wollte in vielen Fällen das Ambiente nicht durch Blitzlicht stören und Belichtungszeiten von einer Sekunde aus der Hand, das gelingt mir nur manchmal. Die zittrige Hand kann aber auch auf ein anderes Ereignis zurückzuführen sein, von dem ich weiter unten berichten werde.

: dass Andi ob des anscheinend nervenden Geläuts nicht mal kurz mit Bolzenschuß-Kärcher-Ibanez auf die Weide spielen gegangen ist.....

Nunja, den Kühen wären vermutlich schon beim Anblick der Gitarre die Augen geschmolzen. Die wahre Farbe entzieht sich übrigens der fotografierbarkeit, meine Kamera jedenfalls bekommt den Farbton nicht korrekt hin. Vermutlich kann sie keine Gammastrahlen - die dieses Ding zweifellos emittiert - erfassen.

: Hach Leute, das näxte Mal muß ich auch wieder dabei sein..

Ja, das mußt Du. Ich habe Dich vermisst, und war vermutlich nicht der einzige.
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Hi *,

hier mein schonungslos subjektiver, von schamlosen Auslassungen und Übertreibungen geprägter, leidlich chronologischer und ganz persönlicher Session-Bericht.

Die Anfahrt gehört ja immer schon dazu. Meine war gemeinsam mit Jochen. Der kam am Freitag vormittag hier vorbei, wir haben seine kärgliche und bescheidene Ausrüstung in mein Auto gewuchtet und sind losgefahren. Wir sind gut bis zur Grenze durchgekommen, wurden dort mehr oder weniger gelangweilt durchgewunken und dann wurde es spannend. Denn wir wollten uns ja die 25 Euro für die Vignette sparen und daher die Schweizer Autobahn meiden. Das von Jochen organisierte Navi - welches uns ansonsten hervorragende Dienste geleistet hat - kannte auch einen Modus "Autobahn meiden", mochte aber die ersten Schweizer Autobahnkilometer nicht als Autobahn ansehen und versuchte uns beharrlich auf eben diese Autobahn zu lotsen. Die ersten paar Meter auf Schweizer Boden führten uns durch eine kleine Ortschaft, und während wir uns noch am orientieren waren, wurden wir plötzlich von der Polizei angehalten und dann kam etwas, das ich jetzt mal mit "invertiertes Begrüßungsgeld" umschreiben möchte.

Ich hatte nämlich die auf den Teer gepinselte 30 übersehen, deren Existenz ein äußerst korrekter Schweizer Beamter uns freundlich reserviert versicherte. Mit 44 km/h in einer geschlossenen Ortschaft fand ich eigentlich okay, wähnte mich ja auch in einer 50er-Zone, aber dann kam der Satz "das kostet 250 Frankchen oder 160 Euro". Kennt ihr das, wenn man plötzlich merkt, in einem surrealen Traum zu stecken und sich sehnsüchtig wünscht, endlich aufzuwachen? Jochen versuchte noch, an die Gnade des Beamten zu appelieren, erntete aber nur ein drohendes "das können Sie in der Türkchei machen". Keine Chance. Über den großzügigen Wechselkurs habe ich dann erst gar nicht diskutieren mögen. Meine Vorstellung vom Jüngsten Gericht kann sich nun jedenfalls auf tatsächlich Erlebtes stützen. Nun ja, um eine eigentlich unbezahlbare Erfahrung reicher und um einen Großteil meines Reisebudgets ärmer ging es dann in einem gewissen Schockzustand weiter, im Zweifel lieber mit 20 km/h unter dem jeweiligen Limit als auch nur einen Hauch drüber.

In Sternenberg angekommen war es dann sofort da, das Session-Gefühl. Der Ort ist wunderschön, das Haus großartig, die Betten weich, die Duschen warm und kräftig. Auch zu den "neuen" Schweizern hat man sofort einen Draht gehabt, wir haben uns wirklich sehr freundlich aufgenommen gefühlt. Einen ganz besonders herzlichen Dank möchte ich an Pauli richten, der wirklich ganz außerordentlich gut gekocht hat und auch sowas wie ein "guter Geist" dieser Session war. Auch das Frühstück war lecker. Danke an diejenigen, die Brot und Käse ausgewählt haben. Danke auch an all die anderen hinter den Kulissen, die eingekauft und gespült und geräumt haben und was-weiß-ich-noch-alles. Ihr wart grandios.

Musik wurde auch gemacht, auch wenn sie noch weniger im Vordergrund stand als sonst schon. Manche Stücke sind ja bei der Stammbesetzung inzwischen schon Routine. :-) Und Tie your Mother down hat so gut geklappt wie noch nie. Faszinierend, daß Pepe - nach eigenem Bekunden ja "nur" Bassist - Schlagzeug spielen und gleichzeitig singen kann.

Apropos, wenn etwas fehlte, waren es Sänger, aber auch das war nicht schlimm. Ich fand es klasse, daß Oly ziemlich viel gesungen hat, Waufel singt auch mehr - wenn er nicht gerade damit beschäftigt ist, Suzi Q anzustimmen ;-). Pepe singt eh, Guido hat auch viel gesungen im Vergleich zu sonst, und Cleemens kriegen wir auch noch dazu, im Elektroraum zu singen. :-)

An den Drums ansonsten Wenigschreiber Präsi (die Intensität Deines Spiels ist für mich immer eine wahre Freude, Jörg!) und Fastgarnichtschreiberin Tina (Du hast (un)heimlich geübt, oder?), das ist eine Burg. Und Cleemens trommelt auch, siehmaleineran. Bei so vielen Mehrfachtalenten fühlt man sich als Nurgitarrist (und noch nichtmal ein besonders guter) ziemlich eindimensional. Zum Trost gab es Feldschlößchen-Bier (aus der Schweiz, lecker, nicht verwandt mit der gleichnamigen Braunschweiger Brauerei) mit der coolen Aufschrift "Action".

Obwohl Jochen auf meinen während der Fahrt mehrfach vorgetragenen Vorschlag, daß er ruhig die ganze Zeit meinen Reussenzehn-Amp spielen dürfe, sehr zurückhaltend reagiert hatte, gab es erfreulicherweise ausgiebig Gelegenheit, den Axe-FX zu testen - nicht nur von mir. Es gab sogar am Samstag zeitweilig sowas wie eine Warteliste der Testwilligen. :-) Und was soll ich sagen, alle Wunderdinge, die man davon berichtet, sind wahr. Das Ding ist wirklich der Hammer. Ein Quantensprung. Nenne ein Superlativ Deiner Wahl, und es trifft zu.
Ihr wisst ja, daß ich den Klang einiger Modeler ganz gut finde. Aber ich will es mal so sagen: bei den üblichen Modelern stellst Du einen Amp ein und es klingt dann so ähnlich wie dieser Amp. Beim Axe-FX stellst Du einen Amp ein und der Axe-FX *wird* dieser Amp. Er mutiert sozusagen zu diesem Amp. Mit Spielgefühl und allem drum und dran. Ich werde vielleicht noch ein ausführlicheres Posting darüber schreiben, denn das würde den Rahmen hier sprengen. (Ehrenerklärung: ich stehe zu G66 - dem Europa-Importeur des Axe-FX - in geschäftlicher Beziehung und bin daher befangen. Bitte glaubt mir kein Wort.)
Ach, und Jochen klang darüber wie Jochen. :-) Nur noch mächtiger, gewaltiger als sonst.

Sound und Durchsetzungskraft des Reu Amps sind natürlich gut wie eh und je. Es ist ein sehr guter Sound, auf den man bauen kann. Oft genügt das ja. Meine Squier 51 braucht einen anderen Volume-Poti-Kondensator, das weiß ich jetzt spätestens, seitdem Pepe gesagt hat, daß sie bei runtergedrehtem Volume-Poti kratzig klingt.

Der Trance-Jam mit Johannes und seinem Adrena-Lynn-Drumdingens war geil. Hätten wir aufnehmen sollen. :-)
Klasse, daß ullli wieder mal dabei war. Deine Einladung nach Wales ist nicht vergessen.

Wir haben viel draußen rumgesessen, und ich habe einen leichten Sonnenbrand. Wir haben viel gelacht. Es gab intensive Gespräche über dies und das. Es war eine Wellness-Session durch und durch.

Das Geläut der Kühe war zu Beginn etwas ungewohnt, aber inzwischen würde ich es gern nochmal hören. :-)

Obwohl ich einige Leute vermisst habe, war die Anzahl der Teilnehmenden letztlich perfekt bemessen. Alle Betten waren belegt, die Küche war beim Abendessen immer richtig voll. Viel Schlaf war nicht, aber man kommt ja nicht zum Schlafen auf die Session.

Die Heimfahrt ging dann - getrieben vom Geruch einer verwesenden Katze hinten im Auto (oder war es doch der von Jochen eingekaufte Käse?) - ganz flott. Bis auf einen kleineren Stau sind wir gut durchgekommen.

Danke an alle, die dabei waren. Danke an Christoph und Manuel, die das Ganze mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks geplant und organisiert haben. Nochmal danke an Paul. Danke an Juergen, dafür daß er Juergen ist. Danke auch an Jochen, der seine mehr oder weniger freiwillig übernommene Aufgabe des Pfadfindens mit Bravour erfüllt hat. Hat Spaß gemacht, mit Dir zu fahren, Jochen.

Was mir sonst noch so eingefallen ist, steht bei meinen Fotos untendrunter. :-)

Es war eine tolle Session. Im Moment ist es für mich noch gar nicht vorstellbar, morgen wieder arbeiten zu gehen. :-) Und Pepes Anregung, die acht langen Monate bis zur Mai-Berlin-Session durch eine kleine Zwischen-Session zu verkürzen, möchte ich nachhaltig unterstützen.

Keep rockin'
Friedlieb


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