(Gitarre) Dicke Saiten - mehr Ton???


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Beitrag von ESPedro vom Juni 07. 2007 um 14:24:03:

Tach Gemeinde,
ich wollte euch etwas über meine Erfahrungen mit dicken Saiten berichten.
Eigentlich bin ich ja eher Mädchensaitenspieler, aber:

Am Anfang diesen Jahres habe ich bei einer Session mit dieser Dame zusammen gespielt.
Da sie meine ES ausprobieren wollte, drückte sie mir ihre abgewichste Uralt – Telecaster in die Hände. Als ich den Hals in der Hand hatte, musste ich dreimal hinsehen, um mich zu überzeugen, das es wirklich eine Tele war, was ich da in der Hand hatte. Angefühlt hat sich das wie ein Fender Mustang Bass als Sechssaiter.

Auf diesem ehemals krankenhausweißen, jetzt total verschrammelten und vergilbten Teil waren Seile drauf, wie man sie normalerweise auf einer Segelyacht vermutet. Und dann auch noch Flatwounds! Aber einen Ton hatte dieses teillackierte Frühstücksbrett, das mir das Herz aufging, und das auch noch mit einem Bah- Pfui Humbuckel am Hals, den sie irgendwann da hat reinbauen lassen.

Mit einiger Anstrengung habe ich es dann geschafft, diese Gitarre noch ein Viertelstündchen zu spielen. Dann war eine längere Pause fällig, um meine heißgelaufenen rheumatischen Griffel an mehreren Töpfchen Bitburger abzukühlen.
Später drückte die Dame mir dann ein Päckchen mit einem Satz dieser Segeltaue in die Hand, mit dem Rat, diese mal auf meiner Klampfe auszuprobieren. Ich wollte die Saiten bezahlen, aber sie wollte kein Geld und sagte mir, das sie Endorser für diese Firma wäre, und sie die Saiten auch nicht bezahlen müsste.

Dem filigranen Hälschen meiner ES wollte ich die Taue nicht zumuten, aber ich habe ja noch die Jazzmama, die ich vor gut zwei Jahren von Rolli gekauft habe. Die brauchte dringend neue Saiten, da immer noch die alten Saiten darauf waren, die Rolli noch aufgezogen hatte und diese erste Auflösungserscheinungen zeigten. Also die alten Saiten runter und die Neuen erst mal lose aufgezogen. Beim Stimmen habe ich mir dann einen Saitenschneider bereit gelegt, um beim ersten Anzeichen von Auflösungserscheinungen an der Gitarre sofort eine Notoperation einleiten zu können und zu retten, was dann noch zu retten wäre. Ich weiß nicht, welche Saitenstärke drauf war, aber die waren deutlich dünner, als das, was der Gitarre jetzt zugemutet wurde. Aber sie ließ sich stimmen, ohne das es irgendwelche unschönen Geräusche gab.

Jetzt sind diese Saiten schon einige Monate drauf und ich habe mich an die dicken Saiten gewöhnt. Die Gitarre ist, unverstärkt gespielt, wesentlich lauter geworden als mit den dünneren Saiten und kann jetzt auch fast mit einer Flattop mithalten. Auch hat sie noch mehr Höhen (ich hätte doch mit einem stärkeren Bassanteil gerechnet). Bei Schrammelakkorden klingt sie sauberer, die Töne der einzelnen Saiten gehen nicht mehr in einem „Schrumm“ unter. Bendings sind natürlich nur noch sehr eingeschränkt möglich, mehr als ein Halbton ist auch mit großer Anstrengung nicht mehr drin für mich. Das Sustain ist etwas geringer als mit den dünnen Saiten, aber immer noch ausreichend bzw. fast noch zuviel für eine Jazzgitarre. Nebenher recht positiv: ein leises, aber nerviges Rappelgeräusch, das beim Spielen von einzelnen Tönen auf den mittleren Saiten ( D und G) zwischen dem dritten und siebten Bund auftrat, und dessen Ursache ich bisher nicht gefunden hatte, ist verschwunden.

Verstärkt gespielt setzt sich das, was akustisch zu hören ist fort. Die Basssaiten klar und knackig, die Höhen kräftig, ohne aufdringlich zu sein.

Also dickere Saiten = besserer Ton??? In diesem Fall für mich ganz klar: JA!

Eines hat mich noch sehr verwundert: ich hatte mir schon passendes Werkzeug bereit gelegt, um den Hals nachzustellen. Aufgrund des hohen Saitenzuges hatte ich mit einer deutlichen Verschlechterung der Saitenlage gerechnet. Aber es ist nix passiert, rein garnix!!! Ich musste weder den Halsstab nachstellen, noch die Brücke runterdrehen, alles ist geblieben, wie es war. Was stimmt jetzt an der Klampfe nicht? Hals zu steif? Resonaniert er nicht richtig und die Klampfe klingt scheiße, und ich hörtechnischer Grobmotoriker bekomme es nicht mit? Was gäbe ich jetzt darum, wenn ich wüsste, was Udo Pipper dazu sagen würde...

Ach so, bei der Gitarre handelt es sich um eine ES 175 Kopie von Career, Decke, Zargen, Boden und Hals alles in stinknormalem Ahorn (also nix mit Wölkchen und Flämmchen), das Ganze in natur lackiert. Extrem gepimelt durch den Einbau eines sauteuren, dafür aber auch saugut klingenden Häussel-P 90 im Humbuckelformat und mit Goldkäppchen am Hals
Die Saiten sind La Bella Electric, flatwound, stainless, Stärken .015 / .019 / .025 / .033 / .044 / .056

Ne schöne Jrooß

Peter der jetzt mit nem dummen Gesicht und Archtop auf dem Sofa sitzt (geht und ist politisch korrekt, wie wir ja von einem gewissen Herrn Fogel lernen durften;-)))) und das Problem hat, den Begriff „Mädchensaiten“ für sich zumindest neu zu definieren. Kann da jemand helfen?

PS:falls es jemand interessiert: über die Dame findet man hier etwas.





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