Re: (Effekte) Buffer Amp


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Beitrag von Rick_plays_the_blues vom Mai 16. 2006 um 05:43:38:

Als Antwort zu: (Effekte) Buffer Amp geschrieben von Vibrolux am Mai 15. 2006 um 09:39:15:

Hallo Jörg,

: Hat jemand von Euch Erfahrungen mit "Buffer Amps"?

Fast jeder! Also zB jeder, der schonmal nen Ibanez Tubescreamer verwendet hat. Siehe auch weiter unten ;-)

: Oder holt das nur die letzten 0,0001 % Soundverbesserung aus der Apparatur?

Das hängt von Deiner Signalkette ab. Beim Tonehunter ist es ganz gut beschrieben: "Am Anfang der Effektkette eingesetzt, verhindert Pre-Buffy die Klangbeeinflussung durch Kabelkapazitäten"

Welche Signalverluste kann es von der Gitarre bis zum Amp geben?

1. Effekte:

1.1 Effekte mit aktivem Bypass: bei den allermeisten Effektgeräten durchläuft das Signal auf dann eine elektronische Schaltung, wenn der Effekt aus ist. Diese Pedale haben einen Bufferamp nämlich gleich mit eingebaut. Bekanntestes Beispiel: Ibanez Tubescreamer.
Klangverluste hat man hier dann, wenn der Bufferamp im Pedal schlecht aufgebaut ist. Ein zusätzlicher Bufferamp davor bringt dabei keine Besserung.

1.2 Effekte mit "Hardware"-Bypass: Es gibt einige Effektpedale, die schalten zwar im ausgeschalteten Zustand den Eingang direkt auf den Ausgang ohne Elektronik dazwischen, allerdings bleibt der Eingang parallel mit der Eingangselektronik des Effektes verbunden. Diese Eingangselektronik (im wesentlichen der Eingangswiderstand) belastet jetzt das Signal, das von der Gitarre kommt, zusätzlich zu den Kabeln und zum Amp-Input. Das ist sehr deutlich als Höhenverlust und Dynamikverlust hörbar und spürbar.
Typische Pedale, die das machen: Dunlop Crybaby GCB95, MXR Distortion+, die allermeisten Treblebooster, Vintage-Fuzzes, ...
Ein Bufferamp vor dem Pedal vermeidet diese Verluste, da das Signal nach dem Bufferamp "niederohmig" ist und daher nicht mehr anfällig für derartige Verluste. Allerdings verändert sich (besonders zB bei den beiden genannten Geräten) auch der Effektsound durch den vorgeschalteten Bufferamp. So kann ein vormals noch schön fett schmatzendes Wah (direkt an der Gitarre hängend) durch Vorschalten eines Bufferamps plötzlich richtig zu grätzen beginnen.
Beste Lösung für solche Pedale wäre der Umbau (sofern möglich) auf "True Bypass"

1.3 "True Bypass": unterscheidet sich vom in 1.2 beschriebenen Hardware-Bypass dadurch, daß der Eingang im Bypass-Betrieb nicht mehr mit der Effektelektronik verbunden ist. Das Signal kann also den Effekt völlig unbeinflußt passieren. Wunderbar :-)

2. Kabel:
Hat man jetzt also nur noch True-Bypass-Effekte und verbindet alles schön mit dem Amp, kann man wahrscheinlich trotzdem einen Klangverlust (wieder Höhen und Dynamik) gegenüber Gitarre direkt in den Amp feststellen. So ist es mir zB passiert, als ich mit meinem TAD RangeKing das allererste True-Bypass-Pedal hatte und dieses als einziges zwischen Gitarre und Amp hatte. Was war passiert?
Das Pickupsignal als "hochohmiges" Signal wird von Kapazitäten und Impedanzen belastet. Die entscheidende Belastung durch Impedanzen passiert im Idealfall in der Gitarre (Volume-Poti) und am Amp (Eingangsimpedanz) und ergibt gemeinsamen mit den Kapazitäten ein zumeist angenehmes Klangbild. (Jedes Pedal mit Hardware-Bypass - siehe 1.2 - erhöht aber die ohmsche Belastung und man verliert Höhen und Dynamik).
Der entscheidende kapazitive Anteil kommt vom Kabel. Die Kabelimpedanz wird zweckmässigerweise in pF/m gemessen. Die Kabelkapazität ist also höher, je länger das Kabel ist. Und es gibt dann eben noch Kabel mit höheren oder niedrigeren Kapazitäten pro Meter.
In meinem Fall bedeutete das neue Effektpedal nun plötzlich die doppelte Kabellänge = doppelte Kapazität (und das bei einem Kabel, das sowieso relativ hohe Kapazität hatte ...)
Ja, und genau da liegt dann die Gefahr, wenn man alles auf True Bypass umgestellt hat ......
(die Kabel hinter der ersten "Bufferung" des Signals sind dann ohne Bedeutung - es geht nur um die Kabelstrecke bis zur ersten Verstärkung)

RESÜMEE:
Entscheidend für die Signalverluste ist nur der Weg vom Pickup bis zur ersten Verstärkerstufe. Das kann sein:
- bis zum Amp (keine Effekte oder alle mit True Bypass - genauer betrachtet ändert sich hier mit Aktivierung eines Effektes diese Wegstrecke natürlich)
- bis zum Pedalboard, und zwar bis zu der Stelle in der Signalkette, wo der erste dauerhaft aktive Bufferamp sitzt (Tonehunter Buffy, Tubescreamer, Boss Overdrive, usw .....)
- bis zum Wireless-Sender
- bis zum internen Preamp in der Gitarre (EC Strat, EMG-Pups, .....)

Alles was danach kommt, bedeutet zwar auch eine Reduzierung der Signalqualität (Rauschen, andere klangliche Veränderungen), kann aber durch Bufferamps nicht verhindert werden

Es kann sich letztlich darauf basierend jeder selbst überlegen, ob er einen Bufferamp braucht und will oder nicht. Die gebotenen Geräte sind aber ohne Frage deutlich zu teuer. Ein gebrauchter TS-5 kommt auf etwa 20 Euro - und ist als Bufferamp hervorragend geeignet!

Meiner Meinung nach sind die Ideallösungen (neben der Variante ohne Effekte direkt in den Amp zu spielen):
A) Alle Effekte mit True-Bypass, dazu sehr hochwertige Kabel mit niedriger Kapazität (70...80pF/m) - und diese bitte nicht zu lang.
B) Wireless (und hinter mir die Sintflut ;-))
C) "aktive" Gitarre, also wie EC Strat oder mit EMGs

Puh, ist lang geworden, diese Antwort. Aber dieses Thema kann man nun mal nicht in wenigen Worten abhandeln. Und Effekte, Kabel usw. spielen hier eben direkt zusammen.

LG,
Wolfgang


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