Re: Arschloch des Jahres


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Beitrag von The stooge vom Dezember 13. 2005 um 16:10:23:

Als Antwort zu: Re: Arschloch des Jahres geschrieben von groby am Dezember 13. 2005 um 09:19:55:

Lieber Robert,

ich habe inzwischen auch schlecht über die Sache geschlafen, und meine Laune wurde nicht besser, als die Morgennachrichten von der Exekution berichteten. Und nachgedacht habe ich auch ein wenig, und um der Klärung des Dissenses willen ziehe ich mein Angebot zum Abbruch der bürgerlichen Beziehungen in aller Form zurück ;-)

Ich hatte das gestern abend geschrieben, gleich nachdem ich es im Radio gehört hatte, ohne sonderliche Distanz und um dem ersten Ärger und der Wut Luft zu machen.
Und dann las ich als erstes Deinen Beitrag, der geradezu krampfhaft um Distanz bemüht war und mir einzureden versuchte, dass mein Ärger weitgehend ohne moralische Grundlage sei. Dass ich Dir dafür ein Bussi aufdrücke, wirst Du wohl kaum erwarten, oder? ;-))

Aber nun zur Sache.
Dass Du (oder irgend jemand anders hier im Forum) für die Todesstrafe eintritt, habe ich keine Sekunde vermutet. Aber das macht Dein Post eher noch unverständlicher.
Dass Williams wahrscheinlich in Deutschland nicht für die vier Morde verurteilt worden wäre und, wenn doch, er längst wieder mit seiner Sozialprognose auf freiem Fuß wäre, ist auch klar. Und dass der Unterschied dieser beiden Rechtssysteme nicht nur folkloristischer Natur ist, auch darüber dürfte Einigkeit bestehen.

Darf ich dann annehmen, dass du diese geschmacklose Terminator-Wortwahl total akzeptabel findest? Schließlich verlinkst Du hier Artikel mit solchem Berichterstattungston.

Der Skandal ist ein Skandal, unabhängig von seiner Formulierung in den Medien. Ich habe Spiegel online verlinkt, weil das zufällig in meiner Verlaufsliste stand. Ich hätte genauso dpa oder den tagesspiegel oder was auch immer verlinken können. Und dass Du Dich auf den Tonfall der Medien so sehr kaprizierst, erscheint mir, gelinde gesagt, ziemlich launig und geht an der Sache vorbei.

Selbstverständlich ist bedenklich, dass ‚prominente‘ Todeskandidaten wie Williams eine größeres Medienecho und damit auch eine größere Überlebenschance habe als die anonymen armen Schweine in der chinesischen Provinz.
Aber so ist‘s nun mal in der Mediendemokratie – nur anhand solcher spektakulären Fälle kommt eine öffentliche Diskussion über den Sinn der Todesstrafe auf und es besteht die Chance, dass sich hier etwas bewegt.

Außerdem ärgerte ich mich über folgendes:
Wieso wird die Meinung von Winnie Mandela und Desmond Tutu, zwei der bedeutensten Perönlichkeiten der Menscheitsgeschichte, im selben Atemzug genannt wir die von zwei Typen, die in albernen Sommer-Action-Komödien lässige Undercover-Cops spielen?


Ja, Himmel die Berge, müssen es erst Burgschauspieler sein? Charakterdarsteller mindestens? Oder tust Du es nicht unter Oskarpreisträgern? Dürfen schlechte Schauspieler keine richtigen Ansichten vertreten? Oder wird ein Anliegen von vorn herein dadurch diskreditiert, wenn es von sagen wir mal, Dieter Bohlen und Karl Moik vertreten wird?
Wenn sie es geschafft hätten, Williams vor der Giftspritze zu retten, wäre ihre Prominenz (um die ich mich sonst einen Scheißdreck kümmere) mal zu richtig was nütze gewesen.
In diesem Punkt wird Deine Argumentation IMHO sehr launig, und man könnte meinen, dass Du in erster Linie bestrebt bist, Dich um jeden Preis vom moralischen Medien-Mainstream und p.c. Gutmenschentum abzusetzen und dass Du darüber die Sache selbst aus dem Blick verlierst. Aber ich kann mich auch irren in dem Punkt.

Was Michael J. zum Thema „Meta“ gescbrieben hat ist schon sehr richtig. Mir ist das das erste Mal bei Deinem Beitrag zur F.... Affäre aufgestoßen, der auch sehr „meta“ rüberkam, will heißen, sich bemühte, die Angelegenheit von einem übergeordneten Standpunkt zu betrachten. Wobei man griechisch „meta“ = „über, oberhalb“ auch gut als „von oben herab“ übersetzen kann, und dieser Übersetzung leisteten Deine beiden Beiträge zumindest Vorschub.

So, jetzt habe ich Dir ohne „lustige smilie-getränkte, flockige Plauderei“ meinen Standpunkt ausgebreitet. Ich sehe in der Sache keinen großen Diskussionsbedarf mehr und möchte stattdessen, obwohl Nichtraucher, mal die Friedenspfeife anrauchen...

Liebe Grüße, Mathias



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