Re: Etymologisches zu Pop und Rock und ein bißchen Nostalgie ...


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Beitrag von Harvey vom September 20. 2000 um 09:00:08:

Als Antwort zu: Re: Etymologisches zu Pop und Rock und ein bißchen Nostalgie ... geschrieben von bO²gie am September 19. 2000 um 19:16:08:

: ...das kann, muß man aber nicht so sehen. Rock erlebte schon 65 seine erste Hymne, abseits des klassischen Rock'n'Roll und Beat Schemas: "My Generation", im Prinzip sogar die erste Punk Hymne. Selbst das weitaus bravere "Satisfactin" dürfte schwerlich noch unter die Kategorie "Beat" fallen.

Hast völlig Recht - wenn man all die Threads an einem Tag beantwortet, steigert man sich schnell in so dramatische Aussagen wie "Rock ist tot" rein - mit einem Tag Abstand sieht das schon anders aus. Der "wahre Rock" (was ist das überhaupt) lebte ja auch nicht von Datum A bis B, und dann war er tot - das ist ja alles ein vielschichtiges Nebeneinander, mit zyklischen Wiederholungen und Variationen.

Zur "echten Rockmusik" fällt mir noch ein, daß es damals noch so ein Schlagwort "Progressive (also eigentlich forschreitende bzw. fortschrittliche) Rockmusik" im Unterschied zu "kommerzieller" gab, was aber auch alles nie genau definiert war. Meist lief es darauf hinaus, daß "progressiv" alles war, was nicht in die 3-Minuten-Regel der Radiostationen paßte (halbstündige Gitarrensoli z.B., überhaupt Improvisiertes, siehe Grateful Dead). TYA z.B. waren "progressiv", CCR nicht.

Die Who waren mir auch eingefallen - ich meine, die waren auch die erste Band, die auf der Bühne ihre Anlage zu Klump haute. Laut einem Interview mit Pete Townshend ging es dabei - vom Spaß mal abgesehen - auch vor allem darum, auf sich aufmerksam zu machen, sich abzuheben, da muß man dann nicht unbedingt gleich ein Weltanschauung hineininterpretieren.

: Wobei man aber auch nicht vergessen darf, das sich die Rockmusik Ende der Sechziger/Anfang der Siebziger selbst eine ziemliche Grube grub: Bands wie Genesis, Pink Floyd, Yes, ELP u.ä. nährten sich geradezu von der Verabschiedung der Anarchie und tobten sich in hochkomplexen Strukturen aus. Durchaus nicht immer uninteressant, teilsweise sogar spannend, aber mit Agression & Sex hatte das alles nichts mehr zu tun. Aus Elvis kreisenden Hüften wurde ein pflegeleichter Orgasmuswalzer im Stile der Moody Blues.

Das meinte ich eben mit "konzertant". Es war eben ein Unterschied, ob man zu einem Konzert ging, "um unter seinesgleichen zu sein" und sozusagen sein (natürlich "anderes") Lebensgefühl zu demonstrieren und zu teilen, oder ob es ein, was das übrige Leben betrifft, eher unverbindlicher "Kunstgenuß" war. Diese beiden und noch andere Richtungen bestanden aber immer auch nebeneinander.

: Sooo tot ist Rock nun auch wieder nicht.
: NP: AC/DC | Let there be Rock

Sowieso. ;-)


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