Re: (Philosophie) Ich und die Keyboarder


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Beitrag von Rainer Hain vom November 25. 1999 um 20:59:32:

Als Antwort zu: (Philosophie) Ich und die Keyboarder geschrieben von Oly am November 24. 1999 um 11:02:39:

:Ich gebe auch öffentlich zu, daß ich mit Techno (milde ausgedrückt) gar nichts anfangen kann, RAP mich anödet und 99,9% der Hip-Hop Sachen einfach langweilen.


Das geht 99,9% der unter 30-jährigen bei Smoke on the water aber genauso ;-))
Im Ernst: Da gibt es genausoviel Schrott wie unter den Gitarrenbands. Nur das man die FLops aus den 60ern und 70ern heute zurecht vergessen hat, während man Techno heute noch hören muß. In 10 Jahren wird man von der elektronischen Musik der 90er auch nur noch die guten Sachen kennen.


: Ich möchte die Leistung des Sample schneidens, Loops zusammenfrickelns und Sounds erfindens nicht schmälern oder negieren, hat aber für mein Verständnis kaum etwas mit dem Spielen eines Instrumentes (oder ganz hart: mit Musik machen) gemeinsam.


Das sagte mein Vater über Jimi Hendrix auch immer.


:Ich glaube auch nicht, daß die Aussage 'Die typischen Gitarrenlicks hört man seit 30 Jahren, irgendwann kommen sie einem zu den Ohren heraus' der Grund für einen 'jungen Menschen' ist, sich dem Keyboard oder Sampler zu widmen. Ich behaupte mal einfach, daß es wesentlich einfacher ist, den Start- und Endpunkt von 'nem Loop rauszuhören und zu speichern, als 'Mediterrenean Sundance' rauszuhören und zu spielen oder eine selbstkomponierte Melodie zu harmonisieren, das Arrangement auf die Instrumente zu verteilen usw. - das ist für mich, IMHO, der Grund, warum es so viele Keyboarder, aber so wenig musizierende oder musikinteressierte Keyboarder gibt. (Ich weiß, daß ich mit diesen Aussagen einigen Keyboardern unrecht tue - aber ich hab auch so meine Erfahrungen.)

Sagen wir mal so:
Früher war die Wandergitarre das Masseninstrument, heute Synths und Sampler. Und Pendants zu den lilahalstuchtragenden Menschen, die mit Mühe drei Griffe und mit dem Daumen rauf und runter schlagen konnten, gibt es eben heute auch. Die kaufen sich eine Roland MC-505 und drücken auf zwei Knöpfe und "Boah, eyh, kommt Techno 'raus". Die Tanten mit den Wnadergitarren fand ich damals aber genauso zum kotzen.

Ich kenne ein paar Leute, die durchaus auch nichts gegen einen Blues in E hätten, wenn sie dazu ein paar Sequenzen triggern dürften. Oder das Gitarrensolo durch ein Filter schicken. Das Problem ist dann nur das der Biorocker dann meistens sagt: "Hör mit der Scheiße auf." ;-)

: Noch als Klarstellung: das was ich geschrieben hab ist soll weder eine Kritik an Rainer sein (u.a. kann ich seine Gründe, auf Keyboard umzusteigen, vollkommen verstehen), noch möchte ich das Samplen etc. verbieten - aber manchmal rege ich mich schon auf, was für Leute sich als Musiker bezeichnen.


Ich bin ja auch nicht umgestiegen. Gitarre ist und bleibt mein Hauptinstrument. Ich hatte nur in grauer Vorzeit mal Klavierunterricht und nutze das ein bißchen. Meine Musik ist auch eher die klassische Rock/Pop-Kiste. Nur das ich statt der obligatorischen Streicher in einer Ballade auch mal einen schönen Sound aus meinem Microwave II nehme. Genauso kann ich ja auch einen Naturbaß mit einer Synth-Basslinie koppeln.

Und so ganz nebenbei: Techno ist inzwischen auch so tot wie nur irgendwas. ;-)

Rainer


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