Aussensaiter-Forum - Beitrag 150285 von ESPedro

(Amps) G.A.S.-freie Anschaffung


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Beitrag von ESPedro vom August 15. 2008 um 13:28:08:

Liebe Gemeinde,
da ich mit meinem 7ender Hot Rod nicht so richtig glücklich war und bin, suche ich schon länger nach einem Ersatz dafür.

Was stört mich am Hot Rod? Der Clean- (oder besser: Normal-) Kanal ist völlig ok. Er produziert einen sehr fendertypischen Cleansound mit ordentlich Druck in den Bässen und schönen, klaren Höhen. Will man, nein ich, einen mehr crunchigen Sound gibt es mehrere Möglichkeiten:

1. Kanal umschalten. Was dabei heraus kommt, wissen viele von euch. Ich bin wohl nicht der Einzige, der mit dem Zerrkanal des HRD nicht so sehr zufrieden ist (um es gelinde auszudrücken).

2. Normal-Kanal aufdrehen, bis er chruncht. Klingt recht brauchbar, ist aber sowohl im Proberaum, als auch bei den für Bluesbands üblichen Kneipengigs viel zu laut.

3. Tube Screamer (alter TS 9) dazwischen. Benutze ich den als Booster klingt es wie unter Punkt 2, die Lautstärke ist aber auch genau so hoch. Drehe ich mehr Zerre am TS 9 ein, klingt es mehr nach Tube Screamer und nicht mehr so nach 7ender, also auch nicht das Gelbe vom Ei.

Also suchte ich nach einem Amp, möglicht einem Combo, nicht zu schwer, mit einem schönen klassischen Blueston. Mehrkanalig musste nicht sein, mir reicht ein Sound, wenn er gut ist.
7endermäns Mike sein Super Reverb, den ich bei der Session in Ahrdorf antesten konnte, wäre schon was gewesen, aber der ist erstens nicht zu verkaufen und zweitens ist er bei einem Alleintransport weniger günstig. Wäre aber ok, solange mein Gefährt ihn tragen kann.


Ich war auch schon drauf und dran, mit MEK- Uwe zu telefonieren und mir von ihm etwas zusammenlöten zu lassen, da las ich, das Ferdi sich von einem Teil seines Equipments trennen wollte. Der Ferditone stand zum Verkauf.

Da ich sowohl Ferdi als auch seinen Ton(e) sehr schätze, hatte ich ihn Minuten später an der Strippe, und einen Besuch bei ihm vereinbart. Paderborn ist ja nur eine gute Stunde von der Eifel weg.

Beim ersten Test, sehr leise, in Ferdis Wohnzimmer und mit Ferdis (für mich ungewohnten) Strats war ich gleich begeistert. Ein sehr ausgeglichener Cleansound mit leichtem Rotz beim Anschlag war zu hören. Die Bässe kamen knackig ohne zu wummern, die Höhen klar und sauber, ohne aufdringlich zu sein. Und das trotz des großen Lautsprechers. Wir wurden uns dann auch schnell handelseinig und ich wollte den Amp nach Ferdis Urlaub, dem Verkauf des HRD, und Check des Bankkontos abholen.

Ferdi kam aus dem Urlaub zurück, der Check des Kontos verlief positiv, der HRD ist noch da und ich mache mich an einem schönen Sonntagmittag auf nach Paderborn. Eine Stunde später treffen wir uns auf der Terrasse des Cafe`s auf dem Haxterberg, wo wir uns einen gemütlichen Nachmittag machen. Gegen Abend geht es dann wieder in die Eifel, mit dem Verstärker im Gepäckraum.

Hier also ein kleines Rewiew:
Was habe ich da nun gekauft? Einen 30 Watt Combo, mit einem Verstärkerteil, das auf einer Fenderschaltung basiert, die mit dem absoluten Minimum an Bauteilen realisiert wurde. Die Frontplatte ist bestückt mit einem Schalter, einer Kontrollleuchte in Blau!!!, einer Eingangsbuchse und 5 Chickenheads, mit denen Bass, Mitten, Höhen, Gain und Volume geregelt werden. Auf der Rückseite befinden sich Sicherung, Lautsprecheranschluss und eine Buchse für einen Fußschalter, mit dessen Hilfe die Klangregelung umgangen werden kann, so das nur noch die Regler für Gain und Volume aktiv sind das kommt mir sehr entgegen, alter Bauer braucht nur an 2 Knöppen zu drehen;-))).

Unter dem Chassis ist ein 15“ (wie sollte es anders bei Ferdi sein?) W*b*r eingebaut. Vor dem Speaker ist ein Beam Blocker montiert und in der Zuleitung ist noch eine regelbare Spaßbremse, ebenfalls W*b*r eingebaut. Das Gehäuse ist mit Tilt Back Legs versehen und wurde nach Ferdis Angaben von einem Schreiner gefertigt. Mit den Abmessungen von 55 x 53 x 28 cm und einem Gewicht von ca.25 kg fällt der Amp in die Kategorie „problemlos transportabel“.

Vorletzten Mittwoch ging es dann in den Proberaum, und ich war gespannt, wie sich der Amp dort verhält. Da sich mein Tretminenfeld immer in Grenzen hält, war nur der Tubescreamer (TS 9, so eingestellt, das er nur als Booster arbeitet) und das Wah Wah (MEK Crazy Horse) zwischen Gitarre und Amp. Mit dem Volumepoti an der Gitarre lässt sich der Übergang von Clean auf Chrunch sehr schön regeln. Da Bass und Schlagzeug später kamen, erzeugte erst mal der Keyborder die Rhytmusgruppe und spielte dabei auch mit einem Bläsersatz rum. Trotz des dabei erzeugten Soundbreis setzte sich der Ferditone unauffällig aber unüberhörbar durch, wobei die o.g. Eigenschaften, die mich beim leisen Wohnzimmertest so begeistert hatten, auch bei der größeren Lautstärke voll erhalten blieben.

Nach dem dann auch Bass und Drums eingetroffen waren, kam dann in der ersten Pause auch gleich der Spruch: du hast einen Supersound mit der Kiste, bist aber heute auch tierisch laut. Dabei hatte ich meine Lautstärke so eingestellt, das ich nach meinem Gefühl (= Gehör) höchsten genau so laut war, wie mit dem HRD, eher noch einen Tick leiser. Mein Mitgitarrist hatte sich dann auch schnell meinen HRD rübergezogen, um auszuprobieren, ob er damit besser klingt, als mit seiner Anlage ( tat er dann auch).

Um festzustellen, was an dem Vorwurf der Lautstärke dran ist, habe ich mir für letzten Mittwoch ein Schallpegelmessgerät ausgeliehen. Nachdem wir ein Stündchen unser Programm gespielt haben, haben wir das Gerät an einen Mikrofonständer gebunden und da aufgestellt, wo Drummer und Bassist ungefähr die Ohren haben. Dann haben mein Mitgitarrist und ich abwechselnd herumgedudelt, und Drummer und Bassist das Gerät abgelesen.

Dabei stellte sich heraus, das ich je nach Position des Gerätes 2-3 db weniger Schalldruck produzierte als der Kollege (sowohl mit meinem HRD als auch mit seinem Reußenzehn). Gefühlt haben die beiden das genau umgekehrt. Das nennt man dann wohl Durchsetzungsvermögen (und sagt wohl auch etwas über Ferdis Ruf als „lauter“ Gitarrist bei den Session aus).

Nachdem ich jetzt so viel über den Amp gelobthudelt habe, muß ich wohl auch etwas über die „negativen“ Eigenschaften des Verstärkers schreiben: jeder Fehler, sowohl die des Instruments, als auch des Spielers, wird gnadenlos hörbar gemacht. Ein kurzer Vergleichstest mit der 99 Eupen Aldi- Strat und der Fender, beide vom Mitgitarristen, und auch von ihm gespielt, brachte den Unterschied zwischen den Instrumente deutlich zu Ohren. Da wurde die Aussage des Kollegen: „ich verstehe gar nicht, warum ich so viel Geld für eine American Fender ausgegeben habe, die Aldi- Klampfe ist fast genau so gut“; schnell relativiert.

Auch jede Unsauberkeit beim spielen macht er gnadenlos unüberhörbar, selbst eine leicht unsauber gegriffene Saite in einem Akkord. Mit dem HRD ließ sich da mit entsprechender Einstellung einiges an Pfuschvertuscharbeit machen.

Das hat dann für mich die Konsequenz, das ich wieder viel mehr üben muß, die Zeiten, wo ich mich bei Passagen, die ich nicht 100% drauf hatte, irgendwie durchgefummelt habe, sind damit vorbei.

Mir ist klar, das dieser kleine Testbericht eigentlich keinem weiterhelfen kann, da es sich bei dem Verstärker um ein Einzelstück handelt, das nach Ferdis (und glücklicherweise auch meinen) Idealvorstellungen von einem Verstärker für Blues und Bluesrock gebaut worden ist. Andererseits werde ja auch Amps „von der Stange“ von ihren Besitzern oft dermaßen modifiziert, das sie mit der Konfektionsware außer dem Gehäuse nicht mehr viel gemeinsam haben.

Ich freue mich einfach nur, das ich mir, ohne zwingende Notwendigkeit und völlig ohne G.A.S. diesen Amp zulegen konnte ;-)))



Ne schöne Jrooß

Pitter

PS: der HRD bleibt vorerst,erstens als Backup und wird zweitens von Mitgitarrist Ronald benutzt, steht also nicht unnütz im Weg